Mussorgskij, Modest / arr. Albert Loritz
Scherzo
for Saxophone Quintet (SAATB)
Der Ulmer Albert Loritz ist als Arrangeur in der deutschen Blas- und Bläsermusikszene bestens bekannt, gehört er doch derzeit zu den aktivsten seiner Zunft. Denn: Der Hunger nach guter Bläsermusik sowie leicht spielbarer und frischer Musik für Blasorchester ist stets sehr hoch. Vergangenes Jahr hat sich Loritz Modest Mussorgskij zugewandt, der durch seine farbig-russische Tonsprache einst Maurice Ravel angeregt hatte, seine für das Klavier komponierten Bilder einer Ausstellung zu orchestrieren, oder Nikolaj Rimskij-Korsakow seine große Oper Boris Godunow instrumental zu würzen.
Das 1858 komponierte Scherzo, das in zwei Versionen existiert und sich vor allem im Trio unterscheidet, komponierte Mussorgskij als experimentierfreudiger Neunzehnjähriger. Loritz orientierte sich bei seiner Be-
arbeitung für Saxofonquintett (ein Sopran-, zwei Alt-, ein Tenor- und ein Baritonsaxofon) an der ersten Fassung. Ausgenommen seien lediglich einige Takte vor Beginn des Trios. Außerdem setzte er es um einen Halbton tiefer in klingend Es-Dur. Das kommt den in Es gestimmten Saxofonen (Alt und Bariton) sehr entgegen, die nun im notierten C-Dur statt Cis-Dur mit sieben Kreuzen in klingend E-Dur, spielen können (das wäre eine wahre Friedhofsmusik
). Aber auch die in B gestimmten Instrumente profitieren davon: Sie dürfen ein bequemes F-Dur statt Fis-Dur blasen, was dem Stück selbst sicherlich nicht schadet. Das Trio steht eine Quarte höher in klingend As, was den Saxofonspielern gewiss ebenso mehr Freude bereitet wie ein klingend A. Ferner ist auch die Partitur transponiert gedruckt, was die Lesbarkeit erheblich erleichtert. Ab Takt 65 sind in der Sopransaxofon-Stimme alternativ die sehr hohen Noten der notierten dreigestrichenen Oktave um eine Oktave nach unten gesetzt. Die Vorzeichen scheinen allerdings willkürlich gewählt und können insbesondere im Trio zu harmonischen Verwirrungen führen.
Im Hauptteil wechseln sich Altsaxofon 1 und Sopransaxofon mit der Melodieführung ab, das Trio ist geprägt von einem expressiven Sopran-Solo, so Loritz in seinem knappen Vorwort. Überdies kennzeichnete er die Abschnitte, in denen das jeweilige Instrument die Führung übernimmt, mit einer Klammer über den Noten, so auch in der Partitur. Zur Ausführung ergänzt Loritz: Für eine überzeugende Interpretation des Scherzos sind die Abstufungen in der Dynamik von großer Bedeutung. Auch der Kontrast zwischen staccato im Hauptteil und legato im Trio sollte präzise wiedergegeben werden.
Das ganze Scherzo passt wunderbar auf eine Doppelseite und ist vorausgesetzt, die passenden Instrumente sind vorhanden vom Fleck weg ohne große technische Schwierigkeiten spielbar. Das in der Regel seltene Sopransaxofon könnte gar durch eine B-Klarinette ersetzt werden. Andere Kombinationsmöglichkeiten sind bei guter Transponierbegabung möglich. Auf jeden Fall steht wie es Loritz hoffnungsfroh formuliert, einem Erfolg beim Publikum nichts im Wege
Werner Bodendorff