Werke von Richard Wagner, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach

Saxony

Sächsische Bläserphilharmonie, Ltg. Thomas Clamor

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 15333
erschienen in: das Orchester 10/2015 , Seite 74

„Wann ist ein Sachse ein Sachse ?“, steht als Frage am Beginn des Beihefts zur CD Saxony der Sächsischen Bläserphilharmonie. „Vielleicht dann, wenn ihn die Sachsen ehren“, lautet eine der Antworten, die dann auf diese Frage gegeben werden. Und genau das gelingt den Mitgliedern des historischen Klangkörpers, der 1950 als Rundfunk-Blasorchester Leipzig gegründet wurde und seit 2010 unter dem Namen Sächsische Bläserphilharmonie firmiert: Zum Jubiläum des 65-jährigen Bestehens setzen die engagierten Musiker mit der Einspielung von Bearbeitungen unterschiedlichster Werke von Bach, Mendelssohn Bartholdy und Wagner diesen drei großen Sachsen ein tönendes Denkmal.
Johann Sebastian Bachs dritte Orchestersuite erklingt in einer Bläserbearbeitung von Gunter Brauner. Natürlich wirkt die Bläserfassung im Vergleich zum Original wuchtig und bombastisch, darauf muss der Hörer sich einlassen, doch diese Instrumentierung potenziert andererseits den höfischen Glanz der Ouvertüre zu einem ganz neuen Klangerlebnis. Und das stets transparente Klangbild der bestens aufeinander eingespielten Register, abgestimmt durch das umsichtige Dirigat von Thomas Clamor, lässt die dann folgenden Tanzsätze auch in dieser großen Bläserbesetzung nie schwerfällig wirken.
Im Bläserarrangement von Felix Mendelssohn Bartholdys (Orgel-) Präludium in c-Moll op. 37 kommt die sakrale Erhabenheit dieser Komposition besonders gut zur Geltung. Die sich anschließende Fuge meistern die Sächsischen Bläserphilharmoniker im rasanten Tempo, wobei aber die thematische Durchsichtigkeit stets gewahrt bleibt.
Ihr höchst facettenreiches Klangspektrum können die Musiker dann bei Bearbeitungen aus verschiedenen Wagner-Opern voll ausschöpfen: Nach dem funkelnd und impulsiv drängend interpretierten Vorspiel zum dritten Akt der Oper Lohengrin beschwören die tiefen Bläser beim Morgenlied aus derselben Oper fast schon ein wenig Rheingold-Atmosphäre, so düster und geheimnisvoll bricht die musikalisch gemalte Dämmerung hier an, um dann aber in einen triumphalen Aufzug der Heere zu münden, in dem sich die einzelnen Musikergruppen stetig einander überbieten. Dieser brillante Bläserklang besticht auch im Trauermarsch aus der Götterdämmerung und im Walkürenritt. Mit Harfenarpeggien untermalt, präsentieren sich die Bläser-Philharmoniker zum Liebestod aus Tristan und Isolde innig schmachtend. Ob die Fortissimo-Schläge der aufgerüsteten Schlagzeugbatterie auf dem Höhepunkt der Ekstase die  überschwängliche Liebessehnsucht Isoldes lautmalerisch zur Explosion bringen oder ob sie den Hörer eher unsanft aus der Wagner’schen Entrückung herausreißen, mag jeder für sich selbst beurteilen.
Bernd Distelkamp