Sandro Blumenthal

Piano Quintets op. 2 & 4/Songs

Sophie Klußmann (Sopran), Oliver Triendl (Klavier), Daniel Giglberger (Violine 1), Hélène Maréchaux (Violine 2), Corina Golomoz (Viola), Bridget MacRae (Violoncello)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Tyxart
erschienen in: das Orchester 12/2017 , Seite 70

Sandro Blumenthal (1874-1919), geboren in Venedig, erhielt am dortigen Konservatorium seine erste Ausbildung (Klavier, Violine, Viola, Komposition) und setzte ab 1896 seine Studien an der Königlichen Musikschule in München in der Kompositionsklasse von Joseph Gabriel Rheinberger fort. Nach Ende seiner Studienzeit 1899 begann Blumenthal, sich für die seinerzeit neue und avantgardistische Kunstform des Kabaretts zu interessieren und wurde als Komponist, Sänger, Kapellmeister und Geiger Mitglied der „Elf Scharfrichter“. Finanziellen Schwierigkeiten seines Kabaretttheaters begegnete Blumen­thal, indem er (als vermögender Bankierssohn) dieses einfach kaufte; dennoch kam schnell das Aus für die Bühne.
In der Folge war er als „Brettlkomponist“ für verschiedene andere Theater als Komponist und Sänger tätig und komponierte hauptsächlich Lieder und einige Instrumentalwerke. Er trat darüber hinaus mit der 1907 in Nürnberg uraufgeführten Oper Sulamith hervor, die zwar nicht erfolglos war, sich aber dennoch nicht durchsetzen konnte. Blumenthal war ein „vielseitiger Wandler zwischen den etablierten und den avantgardistischen Welten der deutschen Musik- und Kulturlandschaft um 1900“, wie auf der CD-Rückseite formuliert.
Drei der hier vorgestellten Lieder entstanden noch während der Studienzeit in Venedig, gemahnen sehr an die Vorbilder des Verismo und bescheinigen Blumenthal ein bemerkenswertes Gespür für den Umgang mit der Stimme. Das vierte Lied komponierte er auf einen Text von Richard Dehmel während seiner „Scharfrichter“-Zeit. Es ist eine knappe, treffend charakterisierte, weniger gesangliche als vielmehr dem Sprachduktus angelehnte Komposition.
Die beiden Hauptwerke der CD, die Klavierquintette, komponierte Blumenthal während seiner Ausbildung in München. Es handelt sich um hochromantische, schwelgerische und virtuose, jeweils knapp halbstündige Werke, die in süffigem Streicherklang baden und mit unmittelbar packenden Ideen den Zuhörer gefangen nehmen.
Die Darstellung aller hier vorgestellten Werke lässt keine Wünsche offen und vermag den Komponisten Blumenthal im besten Licht darzustellen. Dabei gehen die Interpreten mit immenser Spielfreude und jugendlichem Schwung ans Werk. Entstanden ist die CD als Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk und der Regensburger Wollenweber-Edition, in der auch das Notenmaterial erhältlich ist (www.jarmandi.de). Klanglich ist die Produktion exzellent, das Booklet informativ und optisch hervorragend gestaltet.
Die Quintette verdienen es, als angenehm zu hörende und für die Musiker attraktiv zu spielende Kompositionen Eingang ins Kammermusikrepertoire zu finden. In diesem Sinn stellt die vorliegende CD eine nachdrückliche und äußerst gelungene Empfehlung für Blumenthal dar!
Christian Ubber