Werke von Rüdiger Pawassar, Lili Boulanger, Claude Debussy, Béla Bartók und Heike Beckmann
Sakura
European Music for Flute, Vibraphone and Marimba Triomotion: Constanze Betzl (Flöte/ Piccolo), Bernhard Betzl (Vibrafon), Rüdiger Pawassar (Marimba)
In diesem Jahr sind es 25 Jahre, die Bernhard Betzl und Rüdiger Pawassar neben- und miteinander im Orchester des Staatstheaters Kassel spielen, der eine hinter den Pauken, der andere an den Schlaginstrumenten. Offensichtlich ein gelungenes Vierteljahrhundert, denn wer nach so langer Zeit neben der Arbeit in der Großformation noch Lust auf gemeinsames Ensemblemusizieren hat, der ist wohl immer noch mit dem Herzen dabei.
Die gemeinsame kammermusikalische Sache der beiden, das Trio Triomotion zusammen mit der Flötistin Constanze Betzl, Konzertpädagogin des Staatstheaters Kassel und Ehefrau des einen, existiert auch bereits mehr als 20 ereignisreiche Jahre, die nun zu einem weiteren vorläufigen Höhepunkt, der Veröffentlichung der zweiten CD mit dem Titel Sakura geführt haben. Und tatsächlich ist die musikalische Begeisterung des Trios mit Vibrafon, Marimba und Flöte absolut nachvollziehbar: Der Schmelz der Altflöte, die Brillanz des Piccolo, die munter melo-rhythmische Welt der Stabspiele, das Gleißen des Vibrafons im virtuosen Zusammenklang der drei Instrumente entsteht ein besonderes Hörvergnügen, sei es in Originalkompositionen oder in Arrangements. Letztere stammen alle aus der Feder von Rüdiger Pawassar, unter anderem eine Neubeleuchtung von Debussys Claire de lune oder die Ungarischen Bauernlieder von Béla Bartók. Besonders schön die Vier Stücke der 1918 früh verstorbenen Lili Boulanger: Perlen eines sehr eigenwilligen Impressionismus!
Den Rahmen um das Programm dieser CD bilden zwei Originalkompositionen für die seltene Besetzung. Den Auftakt macht Pawassars Eigenkomposition Sakura aus dem Jahr 2011, in deren Mittelteil als spontane Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima das bekannte japanische Volkslied gleichen Namens einbezogen ist. Berührend und bezaubernd, wie die Variationen der kleinen Melodie eine emotionale Verbindung zu den Opfern herstellen. Die Kölner Jazzmusikerin Heike Beckmann schrieb für Triomotion Yvy ein Stück, das nach Südamerika führt. Yvy, ein altes indianisches Wort, heißt Welt, Boden oder Land, was für die Komposition bedeutet, dass sie sehr erdverbunden ist. Stark rhythmische Tanzelemente, die an Tango oder Samba erinnern, verbinden sich mit südamerikanischen Klangfarben und spätimpressionistischer Harmonik.
Als Resümee für die Veröffentlichung ist festzuhalten: ein einzigartiges und sympathisches Repertoire, wunderbar differenziert gespielt, gleichzeitig transparent und reich im Klang ein lebendiges Plädoyer für das weit über den Orchesterdienst hinausgehende Selbstverständnis heutiger professioneller Musiker.
Stephan Froleyks