Fuchs, Robert

Ruhig und ausdrucksvoll

Trio for piano, violin and viola/Fantasy Pieces/Viola Sonata. Máté Szücs (Viola), Noah Bendix-Balgley (Violine), Oliver Triendl (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: TYXart TXA15066
erschienen in: das Orchester 02/2016 , Seite 76

Werke von Robert Fuchs finden sich heute nur spärlich in Konzertprogrammen und auf Tonträgereinspielungen. Sein Name ist deutlich weniger geläufig als der seiner renommierten Schüler Leo Fall, Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold, Richard Strauss, Hugo Wolf und Jean Sibelius, um nur einige zu nennen. Zu Lebzeiten gehörte er jedoch zu den erfolgreichen Komponisten seiner Zeit, und seine fünf Serenaden zum „guten Ton“ Wiens.
Der ungarische Bratschist Máté Szücs, Solobratscher der Berliner Philharmoniker seit 2012, präsentiert zusammen mit seinem Klavierpartner Oliver Triendl, Kammermusikpartner einer langen Reihe renommierter Musiker, unter der Überschrift „Ruhig und ausdrucksvoll“ zwei Werke unterschiedlicher Fuchs’scher Schaffensperioden, aber beide doch der reifen Alterszeit seines Lebens zuzurechnen: die erst kurz vor seinem Tod erschienenen kurzen Charakterstücke Sechs Phantasiestücke op. 117 für Viola und Klavier und die bereits kurz vor der Jahrhundertwende komponierte Sonate d-Moll op. 86.
Szücs spielt beide Kompositionen mit geschmeidigem Ton und versteht es, sein Instrument in den weit schwingenden musikalischen Bögen ausdrucksstark zum Klingen zu bringen. Wohltuend der sonore Ton der C-Saite, und alle dynamischen Schattierungen auskostend, gelingt es Szücs, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Das Klavierspiel seines erfahrenen Klavierpartners verschmilzt mit dem Bratschenklang zu einem dichten, faszinierenden Klanggewebe. Die Sätze erklingen ohne jegliche Sprödigkeit und bezaubern mit eingängigen Motiven oder versonnenem Wechselspiel beider Instrumente.
Mit dem Trio fis-Moll op. 115 präsentiert das Ensemble zu Beginn der Aufnahme, nun mit dem Violinisten Noah Bendix-Balgley, seit 2014 erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, zum Trio erweitert, ein besonderes Exemplar der Gattung: ein Klaviertrio mit Bratsche statt des traditionell verwendeten Cellos als tiefem Streichinstrument. Dem Trio ist damit sowohl in der Stückauswahl wie auch in der Ausführung Besonderes gelungen. Virtuose Beherrschung der Instrumente führt nie zu Vordergründigkeit und steht immer im Dienst einer fein abgestimmten kammermusikalischen Klanglichkeit. Pianist und beide Streicher bringen das Kunststück einer perfekten musikalischen Verschmelzung zustande. Motive und Themen erklingen seltsam vertraut, als sei man ihnen schon in anderen Werken romantischer Zeitgenossen begegnet, wiewohl immer eine sehr persönliche Handschrift, die natürlich in die Brahms’sche Romantik des 19. Jahrhunderts zurückweist, erkennbar wird. Immerhin haben zur Entstehungszeit der drei Kompositionen Zeitgenossen bereits mit moderneren Satztechniken experimentiert.
Die CD wiederbelebt die Musik eines zu Unrecht nahezu Vergessenen eindrucksvoll. Interessant zu lesen und außerordentlich informativ ist das ausführliche Booklet, das Lesern und Hörern Hintergrundwissen über das Schaffen eines seinerzeit erfolgreichen Wiener Komponisten verschafft.
Uwe Gäb