Werke von Constantin Homilius, Gioachino Rossini, Antonio Richter und anderen

Romantische Hornquartette

Leipziger Hornquartett

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Querstand VKJK 1412
erschienen in: das Orchester 07-08/2015 , Seite 77

Die Hornisten des MDR Sinfonieorchesters Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne musizieren bereits seit 16 Jahren unter dem Namen Leipziger Hornquartett und setzen damit die Tradition des seit 60 Jahren bestehenden Ensembles fort. Sie haben sich ausschließlich dem Spielen von Originalliteratur verpflichtet, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht mit der Zeit gehen, denn für dieses hochkarätig besetzte Hornquartett haben bereits mehrere zeitgenössische Komponisten (beispielsweise Peter Ruzicka) Werke geschrieben.
So blickt man gleichsam neugierig, aber auch etwas verwundert auf die hier vorliegende CD: Die Aufnahmen des MDR entstanden in den Jahren 2002 bis 2007, wurden aber erst in diesem Jahr bei Querstand veröffentlicht, da sie zunächst für die Veröffentlichung bei einem inzwischen bankrott gegangenen Label gedacht waren und erst aus der Insolvenzmasse herausgelöst werden mussten.
Dass sich diese juristische Arbeit mehr als gelohnt hat, wird bereits in den ersten Takten der CD klar: Hier hört man ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, das mit farbenreichem Klang, intonatorischer Perfektion und stilsicherer Gestaltung dieses zumindest teilweise sehr bekannte Romantikrepertoire für vier Hörner zur Perfektion bringt. Das Quartett B-Dur von Constantin Homilius, welches in seinem Charakter an das berühmte Schumann-Konzertstück erinnert und über dessen Komponisten bisher nur äußerst wenige biografische Daten sicher überliefert sind, ist mit wunderschön perlenden Staccatophrasen im ersten und dritten Satz und perfekt gestalteten Cantilenen im dazwischenliegenden Andante Musizierfreude vom ersten bis zum letzten Ton.
Ferner finden sich Aufnahmen von Rossinis Le rendez-vous de Chasse, Jacques-François Gallays Grand Quatuor op. 26, das Notturno für vier Hörner in F von Nikolaj Rimskij-Korsakow, Wilhelm Albrecht Lütgens Quartett Es-Dur op. 19 und Antonio Richters Six Pieces für vier Jagdhörner.
Glücklicherweise hat man bei dieser CD niemals den Eindruck, einer knapp 60-minütigen Jagd beizuwohnen, sondern wird von den Musikern in bester Schumann’scher Tradition mit der Seele des Orchesters und weiteren Facetten der Romantik bekannt gemacht: Ein satter Sound von der tiefsten bis in die höchste Lage, hohe Einsätze im zartesten Pianissimo, ein strahlendes, aber niemals flach wirkendes Forte und eine Homogenität, von der jedes Ensemble träumt, zeichnen diese vier Musiker und ihre romantischen Hornquartette aus.
Das Textheft (Deutsch und Englisch) liest sich nicht wie ein musikwissenschaftliches Lexikon, sondern informiert gelungen und in angemessenem Umfang über die Komponisten sowie die Ausführenden. Garniert wird das Ganze mit einem gelungenen und witzigen Coverfoto und somit wird die CD nicht nur aufgrund der runden musikalischen Leistung in Erinnerung bleiben.
Wenn Sie glaubten, bereits einige gute Aufnahmen von romantischen Hornquartetten zu besitzen, dann sollten Sie es nicht versäumen, Ihre Sammlung mit dieser Must-Have-CD zu komplettieren.
Kristin Thielemann