Fauré, Gabriel, Camille Saint-Saëns, Giacomo Puccini und andere

Romantik

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Blechpresse Musikverlag BP9010
erschienen in: das Orchester 11/2014 , Seite 74

Wer kennt nicht Saint-Saëns’ Totentanz, wenn in der Orchesterfassung mit speziell gestimmter Solovioline der Teufel zwischen Mitternacht und Hahnenschrei Totengebeine aus Gräbern ruft, zum Hexentanz animiert und mit Bocksprüngen mittendrin herumwirbelt? Wie soll das ein 16-stimmiger Posaunenchor adäquat darstellen können? Wer diese CD auflegt, kann es erleben und ebenso überrascht sein wie ich; denn eine
Posaune kann wirklich eine Geige imitieren und ein abgestuft massierter Posaunenklang diesem grausligen Werk eindrucksvoll gerecht werden!
Die Stuttgarter Musikhochschule besitzt schon länger ein Posaunen-Ensemble. Mit Armin Rosin, der seit den 1980er Jahren wesentlich dazu beitrug, dass die Posaune als Soloinstrument wieder zu Ehren kam, war schon zu seiner Zeit als Posaunen-Professor der Hochschule eine solche Truppe mit öffentlichen Auftritten erfolgreich. Sein Nachfolger Henning Wiegräbe hat aus seinen Schülern ein neues Ensemble gebildet, das sich Stuttgarter Posaunen Consort nennt und ebenso vielversprechend konzertiert. Unter seiner Leitung und zusammen mit Matthias Gromer vom Nationaltheaterorchester Mannheim, der an der Stuttgarter Hochschule einen Lehrauftrag hat, und mit Matthias Dangelmaier, Bassposaunist an der Stuttgarter Oper, entstand jetzt diese anspruchsvolle CD mit Arrangements aus Matthias Gromers Feder, der im Booklet erläutert, dass ihm eine meist doppelchörige Oktettbesetzung sinnvoll erschien, die sich durch Alt- und Kontrabass-Posaunen nach oben und unten erweitern lässt.
Die Auswahl überrascht mit Stücken, die man wie den Totentanz nicht unbedingt erwartet. Gabriel Faurés Souvenirs de Bayreuth liegen zwar noch nahe; denn Wagners Liebe zum Blech ist bekannt. Puccini aber schrieb seine Crisantemi als Fünf-Minuten-Miniatur für Streichquartett: Das verlangt Finesse und Facettenreichtum, und die Posaunisten liefern genau das! Drei Teile aus Gustav Holsts St. Paul’s Suite passen wiederum wunderbar zum fülligen Bläserklang, der sich zuletzt mit Greensleeves ins Ohr schmeichelt. Anders als Grieg oder Dvorák fand Max Bruch die Inspiration zu seinen 14 Tänzen op. 63 in Schweden; die ersten sechs davon in der Bearbeitung seiner eigenen Orchesterfassung sind eine wirkliche Entdeckung, vor allem in dieser vielfarbigen Posaunen-Bläserfassung. Brahms hat in seinem Begräbnisgesang op. 13 für fünfstimmigen Chor, Bläser und Pauken zu den Worten Wenn Gottes Posaun wird angehen notiert: fortissimo. Sechzehn Posaunisten schaffen das auch ohne Chor und Pauken überwältigend! Drei Sätze aus Respighis drei Suiten über Lautenwerke der Renaissance beschließen diese CD mit begeisternden Interpretationen interessanter Musikwerke in originellen Bearbeitungen durch eine enthusiastische Posaunistengruppe der Stuttgarter Musikhochschule – ein prächtiges Klangerlebnis!
Diether Steppuhn

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