Werke von Schumann, Brahms und Schubert
Romantic Reflections
Duo Imaginaire: John Corbett (Klarinette, Bassetthorn), Simone Seiler (Harfe)
Reflections lautet der Titel der neuen CD des international bekannten Duo Imaginaire. John Corbett (Klarinette, Bassetthorn) und Simone Seiler (Harfe), beide führende Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Hagen, spielen hier in eigenen Arrangements kammermusikalische Werke: von Robert Schumann drei Romanzen op. 94, von Johannes Brahms die Intermezzi für Klavier op. 117 Nr. 1-3, op. 118 Nr. 2 und op. 119 Nr. 1 und 2 und zum Schluss die Arpeggione-Sonate von Franz Schubert.
In dem sehr fundiert geschriebenen Booklet stimmen bedauerlicherweise unter anderem die Lebensdaten von Schubert nicht. Sodann erscheint der Text über die zu hörenden Werke nicht wie üblich in der Reihenfolge ihres Spiels. Auch trübt das nüchterne Design der CD meinen Eindruck etwas:
Die beiden Künstler präsentieren sich im immer gleichen Outfit (Jeans und weißes Hemd) und passiven Aufstellungen zu ihren Instrumenten. Das passt in keiner Weise zu ihrer musikalisch ausgedrückten Begeisterung für diese romantischen Perlen der Musik, welche sie vor allem durch ihre gute Spielqualität beweisen – schade. Bei John Corbett gefallen mir das saubere und musikalische Spiel sowie sein weicher Klarinettenklang. Lediglich in der Arpeggione- Sonate, in der er Bassetthorn spielt, stelle ich hier und da Intonationsschwankungen fest. Simone Seiler zeigt mit ihrem Harfenspiel
gute Technik und viel Musikalität. Jedoch hätte ich mir des Öfteren mehr Einfühlsamkeit gegenüber der Klarinette gewünscht. Seiler spielt zum Beispiel häufig zu früh auf Anfangs- oder Zieltöne ihres Partners hin. Dadurch strahlt sie für mich musikalisch eine gewisse Unruhe aus. Wir Harfenisten kennen ja alle dieses generelle Warten und „Mitatmen“ auf einen Zielton von Blas- oder Streichinstrumenten, sei es im Orchester oder in der Kammermusik. Um nur ein Beispiel dafür zu nennen: Gustav Mahlers Adagietto aus seiner 5. Sinfonie. Schließlich wünschte ich mir von Simone Seiler mehr Prägnanz und Gleichberechtigung der Fülltöne – insbesondere in lauten Akkorden –, verbunden mit weniger Schärfe der Spitzentöne. Da es in der Romantik für die Besetzung Klarinette und Harfe sehr wenig Originalliteratur gibt, sei mir hier eine kleine Empfehlung erlaubt: In Franz Schuberts Zauberspiel in 3 Akten für Chor, Soli und Orchester Die Zauberharfe spielen Klarinette und Harfe als Zwischenspiel in der Nr. 3 „Melodram“ ein sehr lyrisches und langes Solo. Für John Corbett und Simone Seiler wäre dieses herrliche Originalstück, sofern sie es nicht kennen, gewiss eine Bereicherung ihres umfangreichen Repertoires. Trotz meiner verschiedenartigen Gedanken empfinde ich Freude und Entspannung beim Hören dieser CD Romantic Reflections und kann sie daher empfehlen.
Marion Hofmann