Werke von Beethoven, Saint-Saëns, Dvořáks und anderen
Romances for Violin
Davide Alogna (Violine), Karsayaka Municipality Chamber Orchestra, Ltg. Hakan Sensoy
Eigentlich eine bezaubernde Kollektion, die uns hier geboten wird: so ziemlich die schönsten Romanzen für die Geige. Aber: „Romance. What’s in a name?“, wird im Booklet gefragt. So vieles steckt in diesem Namen und in dieser – man darf schon sagen – Gattung: Schönes, Hässliches, Heiteres, Trauriges, Sanftes, Raues, Übermütiges, Trübsinniges. Eben diese Vielfalt vermisst man vielerorts in der vorliegenden, im Mai 2018 in der Türkei aufgenommenen Einspielung.
Wo bleibt das trotz der (zeitlichen) Eroica-Nähe Leichte, Blühende der Beethoven-Romanzen? Mit teilweise unvorteilhaften Fingersätzen und bemühten Akkorden und Glissandi, in teilweise zumindest ungewöhnlicher Phrasierung präsentiert der italienische Geiger Davide Alogna Beethovens Juwele in F‑Dur und G‑Dur. Leere Saiten sind zwar heutzutage nicht mehr verpönt, aber hier doch sehr plump. Die freundlichen, verspielten Triller im Orchester wirken wie ein unliebsames Anhängsel, die Bässe kommen in der zweiten Romanze recht schwerfällig daher.
Bei den Romanzen op. 37 und 48 von Camille Saint-Saëns hingegen geht einem denn doch ab und an das Herz auf. Viel weiter und großzügiger ist hier die klangliche Entfaltung, besser gelingt der Dialog zwischen Solist und Orchester. Ebenso bei Antonín Dvořáks Romanze in f‑Moll, wo das Orchester schön im Hintergrund schwingt, aus dem sich eine herrlich dunkle Flöte erhebt. Und hier passt auch das Glissando hin. Das Beste bei Bruchs Romanze – Bruch, dieser durch und durch geigerische Romantiker! – sind fast, ein wenig polemisch gesagt, die Pauke zu Beginn und der nachdenkliche, friedfertige Schluss. Die Romanza op. 26 von Johan Svendson, einem Zeitgenossen Bruchs, ist das letzte Werk der Aufnahme – ein bisschen Filmmusik, ein bisschen Zirkusmusik. Das ist gut.
Die „echten“ Romantiker scheinen dem Solisten wie auch dem Ensemble also mehr zu liegen als der „romantische Klassiker“ Beethoven, wenngleich man auch bei ihnen Neues, Erhebendes vermisst. Man hört den erfahrenen Konzertmeister (unter anderem des Orchesters „La Verdi“ in Mailand), zu wenig jedoch den strahlenden, innovativen Solisten. Im Vergleich sind die „alten“ Aufnahmen von 2013 und 2014 überzeugender.
Carola Keßler