Werke von Robert Schumann, Pierre de Bréville, Charles Lefèbvre und anderen

Romance

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil/Edition Günter Hänssler PH 14009
erschienen in: das Orchester 12/2014 , Seite 79

Oboe und romantisch geprägte Musik scheinen sich des Öfteren auf einer silbernen Scheibe zu einer „Romance“ zu vereinigen. Der Oboist Katsuya Watanabe stellt zusammen mit dem Pianisten David Johnson eine Reihe von Werken vor, die alle entweder aus Deutschland oder aus Frankreich kommen und die, bis auf Robert Schumanns berühmte Drei Romanzen op. 94, nicht gerade häufig eingespielt werden. Das gilt auch für die anspruchsvolle Sonate für Oboe und Klavier von Paul Hindemith von 1938. Soweit die Deutschen.
Auf französischer Seite sind es insbesondere die 1925 komponierte Sonatine von Pierre de Bréville, für die de Bréville alternativ auch Flöte oder Violine vorgesehen hat, und die Deux pièces pour hautbois avec accompagnement de piano op. 102 von Charles Lefèbvre, die seltener bis nie zu hören sind. Kleine musikalische Edelsteine jenseits des Mahlstroms also, die Watanabe hier präsentiert. Während der 1861 geborene Pierre de Bréville in älteren Lexika schwer zu entdecken ist, gehört zu Lefèbvres op. 102 sogar noch ein weiteres Stück. Beim Pariser Verlag Durand erschienen 1897 nämlich eigentlich Trois pièces, also drei Stücke, für Oboe. Warum Watanabe das dritte Stück nicht eingespielt hat, ist im Booklet nicht ersichtlich. Ein Jahr später, 1898, entstand das zweiteilige Solo für Oboe mit Begleitung des Klaviers von dem hauptsächlich Vokalmusik komponierenden Émile Paladilhe, das durch prägnante Kürze besticht und als charakteristisches Zugabestück bestens geeignet ist. Soweit auch die unbekannten Franzosen.
Überhaupt die fehlenden Lebensdaten. Vielfach scheint es für manchen egal zu sein, wann die Komponisten gelebt haben und die Werke in etwa entstanden bzw. veröffentlicht wurden, doch zur Vororientierung wären diese Daten dann doch hilfreich, eben weil die Tonschöpfer relativ unbekannt sind.
Indes überzeugen die Werke als solche nicht wirklich. Die drei Schumann’schen Romanzen allein reizen nicht so sehr zum Kauf, obwohl sie im Tempo schön langsam und sehr einfühlsam interpretiert werden; technisch versiert und sicher umschiffen sowohl Oboist als auch Pianist alle Untiefen. Trotzdem bringt Watanabe seinen Oboenton nur selten zum besonnenen Leuchten: Zu angestrengt und aufreizend, zu gepresst mit energiereichem Nachdruck erklingen manche Sätze, insbesondere der langsame Satz der Sonatine oder in den beiden Piècen aus op. 102. Dem Kopfsatz von Hindemiths Sonate fehlt darüber hinaus eine gewisse Leichtigkeit, dafür ist der langsame Teil wiederum beseelt geblasen und auch von David Johnson sehr gut umgesetzt worden.
Nichtsdestotrotz verlieh die japanische Fonozeitschrift Record Geijutsu der CD Romance ihre höchste Auszeichnung, die sie vergibt. Für den 1966 in Japan geborenen Oboisten Watanabe – von 1992 bis 1996 Solooboist beim Sinfonieorchester Wuppertal, dann für ein Jahr in der Badischen Staatskapelle Karlsruhe und von 1997 bis 2008 im Orchester der Deutschen Oper Berlin – eine große Ehre.
Werner Bodendorff