Schneider, Enjott

Robert Schumanns Traumreise

für tiefere Stimme, Flöte, Bassklarinette, Perkussion und Klavier, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: das Orchester 06/2016 , Seite 68

Er war Komponist, Übersetzer, Dirigent und Redakteur. Immerzu schwankte er zwischen Literatur und Musik. Erst mit 20 Jahren fasste Robert Schumann den Entschluss, sein Leben vollends der Musik zu widmen. Doch die Liebe zur Poesie blieb, und so vertonte er romantische, dramatische oder qualvolle Gedichte; Lyrik, wie sie zu seinem Leben passte, von Heinrich Heine oder Justinus Kerner. Letztere sind als Kerner-Liederzyklus op. 35 bekannt. Nun hat Enjott Schneider diesen Kerner-Liederzyklus für ein Ensemble frei arrangiert und zudem neue Teile quasi nach Motiven von Schumann hinzukomponiert.
In sieben Stücken aufgebaut, beinhaltet Robert Schumanns Traumreise Noten für eine tiefere Stimme (f-es2), Flöte, Klarinette, Schlagzeug und Klavier. An einigen Stellen ersetzen Altflöte und Bassklarinette auch Flöte und Klarinette. Zum Schlagzeug gehören in diesem Band acht Percussionelemente.
Die vorangestellten Liedtexte geben einen Überblick über den wesentlichen Ablauf des Zyklus. „Mich heilt kein Kraut der Flur; und aus dem Traum, dem bangen, weckt mich ein Engel nur“, soll der Sänger an Anfang und Ende des Werks verkünden. Diese Verse sind kennzeichnend für Schumanns Leben, in dem Traurigkeit und Depressionen wichtige Komponenten darstellten.
Die Noten sind als mittelschwer bis schwer arrangiert angegeben, was zutreffend ist. Für Anfänger sind sie daher ungeeignet, könnten sie mit Spielanweisungen wie „einen gläsernen Strahl improvisieren“ oder „Zuhörer in Trance versetzen“ wohl auch nur wenig anfangen. Wie auch beim Improvisieren, was mehrfach gefordert ist, bedarf es bei solchen offenen Anweisungen wohl längerer Erfahrung. Die sehr detaillierten Vortrags­bezeichnungen schaffen aber ansonsten alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufführung der Stücke.
Ein paar ungewöhnlichere Spielmethoden kann Schneider dem ein oder anderen sicher sogar noch beibringen, wie zum Beispiel das Erzeugen eines dissonanten Klangs mithilfe eines Metallstücks auf der Tamtam. Auch Stricknadeln statt Schlägel dürfte manch einer zum ersten Mal auf dem kleinen Becken anwenden. Kreative Arrangements wie diese beweisen: Musik kann immer auf vielen verschiedenen Ebenen interpretiert und erfahrbar gemacht werden.
Etwas eigenartig wirkt in dieser Notenausgabe allerdings der scheinbar willkürliche Gebrauch von Übersetzungen ins Englische. Wurden alle Formalia am Anfang der Ausgabe und das Vorwort noch übersetzt, so gelten offensichtlich nur bestimmte Vortragsbezeichnungen für nicht-deutschsprachige Musiker als relevant. Nach welchen Kriterien diese ausgesucht werden, bleibt ein Rätsel.
Laurena Frey