Vivaldi, Antonio /Wolfgang Amadeus Mozart / André Jolivet / Paul-Agricole Génin

Rie Koyama – Bassoon

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 13288
erschienen in: das Orchester 04/2014 , Seite 77

Über den Charakter des Fagotts schrieb Wenzel Neukirchner schon im Jahr 1840 in seiner theoretisch-praktischen Anleitung zum Fagottspiel: „Das Erhabene, das Rührende steht aber oben an und hierin steht der Fagott einzig unübertrefflich da in seiner Art. Sein Ton ist edel, wie der keines andern Instruments.“
Dieser historischen Liebeserklärung in Sachen Fagott wird die gelungene Einspielung der jungen, hoffnungsvollen Fagottistin in hohem Maß gerecht. Das Programm dieser Debut-CD ist abwechslungsreich und gut aufgebaut. Beginnend mit dem Konzert für Fagott, Streicher und Continuo in F-Dur RV 491 von Antonio Vivaldi gelingt es Koyama auf der Basis eines schönen, natürlichen Grundklangs, die spezifische barocke Spielfreude mit sparsamen Verzierungen zum Ausdruck zu bringen.
In der Folge überzeugt im Zusammenspiel mit dem sensibel und klangschön begleitenden Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Sebastian Tewinkel die Interpretation von Mozarts Fagottkonzert. Leicht und locker gestaltet die Solistin mit geschmackvoller Tongebung dieses erste, elegante und liebenswürdige Bläserkonzert des 18-jährigen Mozart.
Auch bei der Interpretation moderner Fagottmusik kann Rie Koyama überzeugen. Das Konzert für Fagott, Streichorchester, Harfe und Klavier von André Jolivet, diese fabelhafte Komposition aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, bietet der Solistin die Möglichkeit, sowohl klanglich und atmosphärisch im gesanglichen Bereich als auch mit virtuoser Technik den hohen Ansprüchen dieses Werks gerecht zu werden. Ein besonderer Leckerbissen beschließt diese Einspielung mit Peter Beyers Bearbeitung des hochvirtuosen Bravourstücks Carnaval de Venice des französischen Flötisten und Komponisten Paul-Agricole Génin, bekannt unter dem deutschen Titel Mein Hut, der hat drei Ecken. Auch hier beweist die junge Solistin innerhalb der acht Variationen eindrucksvoll ihre technische Überlegenheit und Virtuosität.
Seit dem Jahr 2004 war Rie Koyama Vorstudentin und studiert seit 2010 im Hauptfach Fagott in Trossingen bei ihrem Vater Akio Koyama. Im Jahr 2006 wurde sie Bundessiegerin beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Es folgten u.a. 2009 erste Preise beim Wettbewerb der Musikhochschulen, 2012 beim Deutschen Musikwettbewerb. 2013 wurde sie beim hochdekorierten Internationalen Musikwettbewerb der ARD mit einem zweiten Preis ausgezeichnet – ein erster Preis wurde nicht vergeben.
So ist diese CD von Seiten der Solistin, auch im künstlerischen Zusammenklang mit dem kultivierten Südwestdeutschen Kammerorchester unter seinem Dirigenten Sebastian Tewinkel, ein absolut empfehlenswertes und lohnendes Hörerlebnis.
Alfred Rinderspacher