Richard Wagner
Der Ring ohne Worte
Staatskapelle Weimar, Ltg. Hansjörg Albrecht
Bereits Wagners Zeitgenossen beklagten, dass dieser große Musikdramatiker keine Symphonien komponiert hat und somit den nicht an Opernhäusern beschäftigen Dirigenten und Orchestern nur eine sehr schmale Auswahl an Vorspielen und Ouvertüren zu ihrer musikalischen Verfügung hinterließ.Lorin Maazel, selbst Dirigent, hat diesem Desiderat einst mit seinem Arrangement Ring ohne Worte abgeholfen, einer gut auf einer CD unterzubringenden Kompilation der vier großen Musikdramen Wagners, die in dieser Fassung im Grunde wirken wie eine lange, vielgestaltige Symphonie: eine schöne Sache für Wagnerianer, die gerade keine 16 Stunden Zeit haben, um einmal wieder (fast) alle Motive zu hören; eine feine Einführung für Einsteiger ins Wagner-Universum. Und Maazel hat hier tatsächlich ausschließlich Musik von Wagner verbaut.Die Staatskapelle Weimar, die sich dem Komponisten ob Wagners Verbindungen zu ihrer Stadt traditionell verpflichtet fühlt, nahm diese Symphonische Dichtung mit Orchesterszenen aus dem Ring des Nibelungen nun unter der Leitung von Hansjörg Albrecht, dem künstlerischen Leiter des Münchner Bach-Chors und -Orchesters, auf und legte damit eine CD vor, die schön, wenn auch nicht perfekt ist.Das beginnt damit, dass das
Orchester häufiger nicht zusammenspielt (beginnend im Rheingold-Vorspiel). Zu loben sind die durchaus schönen Solistenleistungen der Musiker und die meist recht gute Intonation. Gleichwohl spielt die Staatskapelle wenig durchhörbar, sehr flächig; oft kann man einzelne Register etwa der Streicher kaum voneinander unterscheiden. Das scheint gerade für Wagners so (im wahrsten Sinne des Wortes) vielschichtige Musik ungeschickt und erzeugt einen kompakten, etwas dumpfen, aber immerhin stets sehr warmen Klang.Mit diesem recht blockhaften Spiel mag es auch zu tun haben, dass gelegentlich die Balance etwas aus dem Ruder läuft (am Anfang spielt beispielsweise das zu den Hörnern einsetzende Fagott plötzlich sehr dominant) und dass die Aufnahme insgesamt eher wenig atmosphärisch ist. Die Töne wirken in manchen, gerade getrageneren Passagen nur aneinandergereiht, was an den speziell in langen Linien oft fehlenden oder abbrechenden Spannungsbögen liegt; die Musiker gehen zu sehr von einem Ton weg, sodass die Verbindung zum nächsten fehlt etwa in Wotans Abschied und Feuerzauber. Eher langsame Tempi Albrechts befördern das noch.Dennoch kann man die CD durchaus als interessantes Vergleichsstück zu der nach wie vor erhältlichen Referenzaufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter Maazel selbst empfehlen. Nichts ist wirklich schlecht, viel wirklich schön. Und deshalb sollte man sie auch sicherheitshalber nicht im Auto hören, denn die natürlich schon von Wagner entsprechend angelegte dynamische Bandbreite der Partitur wird von Hansjörg Albrecht und seinem Klangkörper voll und durchaus fein differenziert ausgeschöpft. Das könnte unfallträchtig sein
Andrea Braun