Werke von Bernstein, Albéniz, Glentworth und anderen
Rhapsody in Blue
Blue Chamber Quartet: Julia Bartha (Klavier), Angelika Siman (Harfe), Holger Michalski (Kontrabass), Thomas Schindl (Vibrafon)
Das 2005 gegründete Blue Chamber Quartet agiert auf Rhapsody in Blue an der Grenze zwischen Klassik und Jazz und hat sich Werke von Leonard Bernstein und George Gershwin sowie von weniger bekannten Komponisten wie Isaac Albéniz, Mark Glentworth und Allen Shaw vorgenommen. In der Besetzung Piano, Harfe, Vibrafon und Kontrabass entsteht dabei ein fast filmmusikartiger Sound, der trotz des nur vierköpfigen Klangkörpers orchestrale Qualitäten aufweist.
Drei der Arrangements stammen von Vibrafonist Thomas Schindl, der es schafft, allen Instrumenten den nötigen Raum einzuräumen, mit leicht melodischem Schwerpunkt auf dem Piano. Schindl war seit 2002
als Solo-Pauker des Göttinger Symphonie-Orchesters tätig, seit 2007 ist er Schlagzeuger und Pauker bei den Wiener Symphonikern. Leonard Bernsteins Overture überzeugt mit fast hollywoodhafter Dramatik, während Albéniz Suite española äußerst romantisch daherkommt. Durch gestrichene Basspassagen und auf der Harfe gespielte Melodieparts schafft es das Blue Chamber Quartet, klangliche Assoziationen an ein komplettes Orchester oder spanische Gitarrenklänge hervorzurufen. Das Stück war auch ein Favorit des Gitarrenvirtuosen Andrés Segovia und die Übertragung des Gitarrenklangs auf die Harfe funktioniert außerordentlich gut.
Mark Glentworths Blues for Gilbert startet mit spacigen Vibrafonakkorden und weist vielleicht die größte Nähe zum Jazz auf. Mit einem Old-Time-Swing-Groove beginnt Lilting, ein Stück aus der Sammlung Three Dance Portraits von Allen Shawn, gefolgt von dem etwas schrofferen Hard Edged, das mit abgehackten Klavierakkorden, überraschenden Pausen und nervösen Vibrafoneinwürfen eine perfekte Untermalung für einen Zeichentrickfilm bieten würde. Ursprünglich für Klavier komponiert, entstanden die Arrangements für die vorliegende Aufnahme in Zusammenarbeit mit dem Komponisten selbst.
Den Abschluss der CD bildet das Titelstück Rhapsody in Blue, das mit majestätisch klingender Pianomelodie beginnt und dann in ein schwungvolles Tutti-Arrangement mündet. Natürlich trägt hier das Klavier den Hauptpart, wird aber immer wieder mit klanglich überraschenden Einwürfen vom Bass oder Vibrafon angereichert. Sehr dynamisch gespielt zeigt sich auch hier wieder die überraschende Klangfülle des vierköpfigen Ensembles.
Alles in allem eine äußerst überzeugende CD einer originellen Kammermusikbesetzung, die auch als Soundtrack für einen Hollywoodfilm eine gute Figur machen würde.
Martin Schmidt