Giovanni Bottesini
Revolution of Bass
Dominik Wagner (Kontrabass), Jeremias Fliedl (Cello), Benjamin Schmid (Violine), Ursula Langmayr (Sopran), Can Çakmur (Klavier), Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Ltg. Emmanuel Tjeknavorian
Wer ist oder war Giovanni Bottesini? Nur wenigen Musikfreunden wird der Name des von 1821 bis 1889 lebenden italienischen Komponisten geläufig sein. Der in Crema, Lombardei, geborene Sohn einer Musikerfamilie war nicht nur Komponist und Dirigent, leitete sogar die Uraufführung von Verdis Aida. Er zählte auch zu den in seinem Jahrhundert berühmten Virtuosen, und dies auf dem dafür ungewöhnlichen Kontrabass. Als der zuvor an Violine und Bratsche ausgebildete Bottesini vom Vater mit 14 Jahren am Mailänder Konservatorium angemeldet wurde, gab es nur noch Studienplätze für Fagott und Kontrabass. Der junge Musiker bereitete sich rasch auf die Aufnahmeprüfung vor. Statt in sechs konnte er das Studium in vier Jahren mit einem Geldpreis abschließen. So war es ihm möglich, sich ein Instrument des führenden Kontrabassbauers Carlo Antonio Testore zu kaufen. Von 1840 an wurde Bottesini nach Auftritten an der Mailänder Scala und bald danach in Wien geradezu ein Star, der in Europa und sogar in Amerika unterwegs war. Bottesini schrieb verschiedenste Werke, die Zahl der Kontrabass stücke soll sich auf mehrere Dutzend belaufen.
Auf dieser CD stellt der 1997 in Wien geborene Dominik Wagner – der als Cellist begann, sich 2007 aber für den Kontrabass entschied, von 2009 bis 2015 an der Wiener Musikuniversität studierte und danach an die Musikhochschule Nürnberg überwechselte – sehr vielfältige Bottesini-Werke vor. Es sind drei Stücke mit Orchester und vier kammermusikalische Werke. Wagner, der mehrere Preise – etwa im Musikwettbewerb der ARD – gewann, trat als Solist unter anderem mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem WDR Sinfonieorchester hervor. Auf dieser CD ist er mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter dem Dirigenten Emmanuel Tjeknavorian zu hören.
Das romantisch getönte Konzert Nr. 1 beginnt mit einem kraftvollen Orchestersatz. Wagner setzt beim Solopart mit Präsenz und sicherem Zugriff ein. Ein nicht informierter Hörer könnte den Klang eines Cellos vermuten, da der Solist mit sehr kultiviertem Ton die hohen Lagen erschließt. Er überzeugt in einer virtuosen Kadenz gegen Ende des Kopfsatzes. Das Andante entwickelt er zielstrebig zu einer erzählenden Ballade, in welcher der Bass der Wortführer ist. Ein schmissig-optimistisches Finale rundet das Konzert ab.
Große Anerkennung gebührt Dominik Wagner für seine wohlabgewogenen und stimmigen Arrangements der beiden Stücke mit dem Titel Gran Duo Concertant, Letzteres auf Themen aus Vincenzo Bellinis Oper I Puritani. In den Aufnahmen dieser Arrangements glänzt der Kontrabassist neben seinen Solopartnern Benjamin Schmid (Violine) und Jeremias Fliedl (Cello). Bei zwei Liedern mit der perfekt singenden Sopranistin Ursula Langmayr ebenso wie in zwei Duos am Ende der CD mit dem Pianisten Can Çakmur erweist sich der Kontrabassist als einfühlsamer Kammermusiker.
Günter Buhles