Glasunow, Alexander
Reverie op. 24
für Horn und Klavier, hg. von Dominik Rahmer, Partitur und Stimme
Die Reverie op. 24 für Horn und Klavier von Alexander Glasunow (1865-1936) ist ein fester Bestandteil der Hornkammermusik. Nun ist das Stück mit seinen sehnsüchtigen Melodien als Urtext beim Henle-Verlag erschienen, Herausgeber ist der 1971 geborene Musikwissenschaftler Dominik Rahmer. Nach seinem Studium in Bonn arbeitete Rahmer bei Breitkopf & Härtel, bevor er 2011 zum Henle-Verlag wechselte. Er hat sich auf Editionen französischer und russischer Werke sowie auf Werke für Blasinstrumente spezialisiert. Seine Arbeit ist akribisch genau mit Liebe zum Detail. Es finden sich nicht weniger als 23 Einzelbemerkungen zu diesem Stück von nur 65 Takten!
Als Hauptquelle für diese Edition benutzte Rahmer die von Glasunow autorisierte Erstausgabe des Stücks. Zudem hat er das Autograf, eine in Tinte geschriebene Reinschrift sowie die erst 32 Jahre später erschienene Erstausgabe für Horn und Orchester zum Vergleich hinzugezogen. Der Herausgeber hat die Quellen dieser Ausgabe aus der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg und aus der Sibley Music Library der Eastman School of Music in Rochester benutzt. Der Fingersatz der Klavierstimme stammt von Klaus Schilde, der Fingersätze zu zahlreichen Urtextausgaben des Henle-Verlags beigesteuert hat.
Alexander Glasunow galt als musikalisches Wunderkind. Mit 16 Jahren war er Privatschüler von Nikolaj Rimskij-Korsakow und schrieb seine erste Sinfonie. Er beherrschte mehrere Musikinstrumente und besaß etliche Blasinstrumente, inklusive Waldhorn. Er nahm sogar Hornunterricht bei Theodor Franke, dem ersten Hornisten des Petersburger Opernorchesters, und spielte im Militärmedizinischen Orchester unter der Leitung des Chemieprofessors Alexandr Borodin.
Glasunow hatte eine Vorliebe für Horn und schrieb zwei Stücke für Horn und Streicher (Idyll op. 14 und Serenade op. 11), bevor er 1890 die hier vorliegende Reverie op. 24 veröffentlichte. Der ursprüngliche Titel Melodie wurde vor der Erstausgabe geändert. Auch die Widmung an Eléador Lidine wurde gestrichen. Obwohl Glasunow die Solostimme für Cello umgeschrieben hatte, wurde diese nie veröffentlicht. 1922 bearbeitete er eine Fassung für Horn und Orchester.
Das Vorwort dieser Urtextausgabe ist in Deutsch, Englisch und Französisch gedruckt. Die Bemerkungen am Schluss sind in Deutsch und Englisch und beinhalten überwiegend Änderungen zur Dynamik und Phrasierung. Das irrtümliche b vor der ersten Note in Takt 10 wurde in dieser Ausgabe korrigiert. Die Metronom-Angabe im Takt 35 weicht von der Orchesterausgabe stark ab (Viertel = 160 anstatt 100).
Die Ausgabe ist sehr sauber gedruckt. Die Papierqualität ist exzellent. Auch durch die detaillierte Forschungsarbeit ist hier eine Urtextausgabe zur Freude eines jeden Hornbläsers erschienen.
Thomas Swartman