Werke von Beethoven, Spohr und Mendelssohn Bartholdy

Reiselust

Eldering Ensemble

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 12/2018 , Seite 77

Das Eldering Ensemble legt mit dieser akustisch transparenten Aufnahme eine bemerkenswerte Ersteinspielung vor. Das Duetto für Pianoforte und Violine op. 96 Reisesonate – Nachklänge einer Reise nach Dresden und die Sächsische Schweiz von Louis Spohr wirft ein neues Licht auf den Beethoven-Zeitgenossen.
Das erfrischende Allegro-Thema entwickelt sich aus reizvollen Hornquinten, wobei die Geige immer wieder ein munteres Eigenleben führt. Simon Monger (Violine), Jeanette Gier (Violoncello) und Sandra Urba (Klavier) zeichnen hier den Charakter der einzelnen Sätze in berührender Weise nach, wobei auch die Themen- und Motivzusammenhänge nicht zu kurz kommen.
Im ersten „Reise“-Satz stechen die munteren Hornsignale der preu­ßischen und sächsischen Postillone hervor. Das fast weihevolle Adagio beschreibt eine Szene aus der katholischen Hofkirche zu Dresden, wobei das Orgelpräludium auf dem Pianoforte facettenreich hervorragt. Die Geige imitiert die Intonation des Priesters vor dem Altar – und die Modulationen des Responsorium sprudeln hier nur so hervor. Das Eldering Ensemble findet bei diesen Sequenzen ganz zusammen.
Anklänge an Spohrs Violinkonzert „in Form einer Gesangsszene“ op. 47 verdichten die Assoziationen zur Kirchenmusik weiter. Hinsichtlich ihrer dynamischen Verdichtung lässt diese Interpretation keine Wünsche offen. Reminiszenzen an das „Dresdener Amen“ lassen sich ebenfalls heraushören. Dieses Motiv ist nicht nur bei Mendelssohn, sondern auch in Wagners Parsifal zu hören. Die Naturschönheiten der Sächsischen Schweiz werden dabei mit geradezu leidenschaftlichem Impetus herausgearbeitet.
Den knappen und konzentrierten Sonatensatz des bekannten „Geis­tertrios“ für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 5 D-Dur op. 70 von Ludwig van Beethoven gestaltet das Eldering Ensemble ebenfalls heraus­ragend. Dies gilt ebenso für den stürmischen Unisono-Aufstieg wie für das Verharren auf der Moll-Terz. Rhythmisierte Motive verdichten sich bei dieser Interpretation immer wieder sehr deutlich, lassen den Zuhörer aber nie ratlos zurück. Sehr gelungen ist die Wiedergabe des Largo in d-Moll, dessen reife klangliche Tiefe voll ausgekostet wird. Die Crescendo- und Diminuendo-Phrasen mit ihrer gegensätzlichen Dynamik prägen sich hier tief ein. Sehr virtuos kommt zuletzt das Finale mit seiner merkwürdigen Fis-Dur-Fermate daher.
Ausgezeichnet wirkt die Einspielung des wertvollen Trios für Klavier, Violine und Violoncello in c-Moll op. 66 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Insbesondere die Steigerung des Ausdrucksgehalts ist von enormer Wirkungskraft. Kontrapunktische Finessen werden überzeugend herausgearbeitet. Der „Elfenspuk“ des Scherzos und das Finale mit seiner machtvollen Coda und der Melodie des Chorals Vor Deinen Thron tret ich hiermit imponiert mit opulenter klanglicher Eleganz und Grandezza. Dynamische Wechselbeziehungen und akustische Steigerungen werden ausdrucksstark herausgearbeitet.
Alexander Walther