Antje Rößler
RAUM DER FREIHEIT
Die kroatische Komponistin Mirela Ivičević macht mit Orchesterwerken von sich reden
Mirela Ivičević, die aus Kroatien stammt, gehört zu den erfolgreichsten Komponistinnen ihrer Generation. Ihre Werke werden vor allem im deutschsprachigen Raum regelmäßig von renommierten Ensembles aufgeführt. Ihr Markenzeichen ist es, ganz unterschiedliche Klänge und Splitter von Alltagsgeräuschen in einen neuen Kontext zu setzen. „Sonic Fictions“ nennt sie das. Aus Fragmenten der Realität entsteht so eine alternative, surreal anmutende Welt. Viele der Werke sind wie Patchwork oder Collagen aufgebaut. Oft steht dabei die Sprache im Mittelpunkt, die zerlegt und neu zusammengesetzt wird.
„Neue Musik ist kein Genre, sondern eine Denkweise“, hat Mirela Ivičević mal in einem Interview gesagt. Ein Satz, der ihr seither gleichsam als Schaffensmotto anhängt. „Ästhetischer Pluralismus ist eines der wichtigsten Merkmale meiner Arbeit“, stellt die Komponistin fest. „Die Begrenzung auf ein Genre oder einen Stil würde mich einengen. Ich bin vielmehr daran interessiert, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Materialien sinnvoll koexistieren, ohne dass sie etwas von ihrem Wesen verlieren. Das ist für mich auch eine Metapher für eine ideale reale Welt, in der ich leben möchte.“
Man hört im Werk von Ivičević vielerlei Stile, zahlreiche Kontraste und Extreme. „In Mittelpunkt steht das Konzept, das ich vermitteln möchte. Und ich zögere nicht, jegliches Klangmaterial zu verwenden, das mir zur Verwirklichung meines Vorhabens dient. Meine Musik ist für mich ein Raum der Freiheit“, so Ivičević.
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