Gioachino Rossini

Quintett F-Dur für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott

hg. von Carl Friedrich zu Löwenstein und Hans-Peter Vogler, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade
erschienen in: das Orchester 10/2023 , Seite 66

Gioacchino Rossinis Opern, besonders deren Ouvertüren, sind eine wahre Fundgrube schönster Bläsermelodien. Gesanglich, klangschön, virtuos und immer dem jeweiligen Instrument perfekt auf den musikalischen Leib geschrieben. Vor dem Hintergrund eines solchen kompositorischen Könnens ist es natürlich besonders schade, dass der Wahl-Franzose keine solistischen Bläserwerke und kaum Kammermusik für Holz- oder Blechbläser hinterlassen hat.
Das vorliegende F-Dur-Quintett schafft da ein klein wenig Abhilfe, wenngleich der virtuose Aspekt, den man von Rossinis Opern kennt, hier eher hintanstehen muss. Drei der vier Sätze dieser serenadenhaft leichten Komposition sind eine Bearbeitung einer Bearbeitung, die von einer weiteren Bearbeitung inspiriert wurde. Der Reihe nach: Rossini schuf in seinen frühen Jahren sechs Sonaten in der etwas ungewöhnlichen Besetzung für zwei Violinen, Cello und Kontrabass. Diese erschienen später in einer Bearbeitung für Streichquartett, die wiederum zur Grundlage für Bearbeitungen für Bläserquartett (ohne Oboe) wurden. An dieser Übertragung mag sich Fürst Carl Friedrich zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg-Triefenstein orientiert haben, als er Rossinis erste Sonate für das klassische Bläserquintett einrichtete und wohl selbst einen Menuettsatz beisteuerte.
Der Fürst war bis zu seinem Tod Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur geübter Interpret auf vielen (Blas-)Instrumenten, sondern auf seinem Schloss auch Gastgeber von Konzerten, für die diese und weitere Bearbeitungen wohl entstanden sind. Löwenstein bleibt dabei im Fall von Gioacchino Rossinis erster Sonate sehr nah an der Vorlage, erreicht die Vergrößerung der Stimmenanzahl durch ein paar Verdopplungen beziehungsweise das Aufspalten einzelner Stimmen und erweist im zusätzlichen Menuett womöglich den Bläserserenaden der Klassik seine fürstliche Reverenz.
Die fünf Stimmen für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott weisen in dieser beschwingten und luftigen Sonate keine größeren technischen Schwierigkeiten auf, auch die solistischen „Alleingänge“ der einzelnen Instrumente dürften in der Vorbereitung einer Aufführung kaum zu Übe-Mehraufwand führen. Reihum darf sich jedes Blasinstrument von seiner besten klanglichen Seite zeigen – bis hin zum Fagott, das die ursprünglich dem Kontrabass zugedachten Soli übertragen bekommt.
Daniel Knödler