Zimmermann, Anton

Quartetto in B

für 2 Violinen, Viola und Violoncello op. 3/2, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2004
erschienen in: das Orchester 11/2005 , Seite 90

Anton Zimmermann gehört zu den zahlreichen böhmischen Komponisten der österreichischen k.u.k. Monarchie, die zu Lebzeiten in ihrem Wirkungsbereich zwar einige Berühmtheit erlangten, aber nach dem Tod schnell in Vergessenheit geraten sind. Als Kapellmeister, Geiger und „fürstlicher Hofcompositeur“ wirkte er bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1781 beim berühmten Grafen und nachmaligen Kardinal und Primas von Ungarn Joseph Batthyány in Preßburg, dem heutigen slowakischen Bratislava. Zimmermann steuerte für die dortige Hofkapelle die meisten seiner vorwiegend instrumentalen Kompositionen bei, doch komponierte er auch einige Melodramen und Kirchenmusik, welche eine weite Verbreitung erfuhren.
Seine Sinfonien und Kammermusikwerke waren von seinen Zeitgenossen überaus geschätzt und führten sogar bis in die jüngere Gegenwart hinein zu Verwechslungen mit Werken Joseph Haydns: ein Umstand, der nicht nur im Fall Zimmermann passiert ist, sondern auch andere Komponisten betraf. Mit anderen Worten: Viele der heute längst vergessenen österreichischen Komponisten wie beispielsweise Joseph Eybler, Joseph Weigl oder Roman Hoffstetter, dessen Op. 3 ebenfalls mit Haydns Streichquartetten verwechselt wurde – eines davon wird von mancher Rundfunkanstalt immer noch als Haydn gespielt –, konnten durchaus mit den „Großen“ ganz gut mithalten.
Ganz im Sinne der damaligen Zeit wurden sechs Streichquartette zu einem Opus zusammengefasst und veröffentlicht. So auch bei Anton Zimmermann, der seine sechs Werke als op. 3 bei Breitkopf veröffentlichte. Glücklicherweise sind viele Drucke in dessen thematischen Verzeichnissen festgehalten – deshalb ist auch das Datum ihrer Entstehung, nämlich 1776/77, bekannt. Die Werke sind durchweg in Dur bis drei Vorzeichen gehalten und wagen keine außergewöhnlichen harmonischen Experimente. Das B-Dur-Streichquartett selbst besteht aus fünf kleineren Sätzen: zwei schnelle Ecksätze und zwei Menuetti umrahmen einen in Es-Dur komponierten Adagio-Mittelteil mit Dämpfer und hübschen Pizzicato-Abschnitten und einer führenden ersten Violine. Es scheint, als hätte der Komponist sich selbst das Stück auf den Leib geschrieben.
Das dankbar zu spielende Werk besticht in seiner schönen, durchsichtigen Schlichtheit, technischer Anspruchslosigkeit und formaler Einfachheit à la Haydn, wenn man dessen Quartette opp. 1, 2 oder 9 zum Vergleich bemühen will. Die zaghaften Versuche Zimmermanns, eine thematisch-motivische, durchbrochene Arbeit durch die vier Stimmen entwickeln zu wollen, erlauben diesen Konnex. Das Quartett von Anton Zimmermann ist nicht unbedingt für ein großes Publikum komponiert worden, sondern eher für einen kleineren Rahmen, ja – ohne es abwerten zu wollen – vielleicht auch für das gemeinsame private Spiel im Hause.
Das Layout ist klar und gut lesbar gedruckt, der Notentext mit den typischen Herausgeberzutaten versehen. Ein ansprechendes und informatives Vorwort sowie der Revisionsbericht der Herausgeberin Darina Múdra runden die Ausgabe ab. Die Ganztaktpausen, welche wie Sechzehntelpausen aussehen, sind allerdings gewöhnungsbedürftig.
Werner Bodendorff

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