Milde, Ludwig

Quartett

für vier Fagotte, hg. von Bodo Koenigsbeck, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade, Warngau 2012
erschienen in: das Orchester 10/2012 , Seite 63

 Ludwig Milde (1849-1913) ist der Hauptvertreter und Begründer der „Prager Fagottschule“. Seine Studien mit Tonleiter- und Akkordzer-
legungen op. 24 sowie die 50 Konzertstudien op. 50 sind heute, nach weit über hundert Jahren, noch immer ein unverzichtbarer Bestandteil und Standard einer profunden Ausbildung und eines seriösen Unterrichts. Aus dieser legendären tschechischen Bläserschule sind in der Nachfolge so bekannte Fagottisten wie Karel Pivonka, Karel Bidlo, Frantisek Herman, Jiri Seidl u.a. hervorgegangen.
Ludwig Milde studierte am Prager Konservatorium Fagott, Komposition und Klavier. Nach seiner Tätigkeit als Solo-Fagottist in verschiedenen Prager Orchestern wurde er als Professor für Fagott an das Prager Konservatorium berufen. Er schrieb außer seinen beiden Fagottkonzerten noch Vortragsstücke für Fagott, u.a. ein Andante und Rondo op. 25, 14 Trios für Fagotte und das hier vorliegende und erstmals veröffentlichte Quartett für vier Fagotte in C-Dur. Das Manuskript befindet sich im Archiv von William Waterhouse. Nach dessen Tod im Jahr 2007 übernahm Bodo Koenigsbeck vom Accolade-Verlag als Herausgeber die Veröffentlichung des Materials in einer druck- und aufführungstauglichen Vorlage.
Milde hat dieses lohnenswerte Werk mit Sicherheit auf Grund des
Notentextes, welcher eindeutig auch seinen Etüden entnommen sein könnte, für den Unterricht bzw. für seine Schüler geschrieben. Er verdoppelt teilweise die technisch anspruchsvollen Stellen mit zwei oder vier Fagotten und behandelt dabei alle Stimmen gleichberechtigt. Das Stück ist dreisätzig und erinnert auf Grund seiner spielfreudigen Abläufe tatsächlich sehr stark an die elementaren Etüden des Komponisten. Es ist daher nicht nur eine wirkliche Bereicherung des Unterrichts, sondern auch eine praxisbezogene Förderung des Zusammenspiels, verbunden mit einer entsprechenden Freude am Fagottspiel.
Der Verlag und der Herausgeber veröffentlichen diese spezielle Komposition, auch im Gedenken an den in Fagottkreisen so hoch geschätzten William Waterhouse, der sich ein Leben lang für das Fagott und für Fagott-Literatur eingesetzt und verdient gemacht hat.
„Die Fagottbläser sind im Grunde gutmütig, aber originell, wunderlich und humorvoll.“ Diese Beschreibung in der Neuen Musikzeitung von 1882 mag den besonderen Charakter dieser Klientel treffen, der einer der Gründe dafür sein könnte, dass gerade bei den Fagottisten das kommunikative Zusammenspiel im Ensemble so ausgeprägt ist. So ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass diese Neuerscheinung von Ludwig Milde auch „freudig erregt“ aufgenommen wird.
Der Druck ist von hoher Qualität, das Papier hochwertig und der Notentext übersichtlich.
Alfred Rinderspacher