Ferdinand Thieriot

Quartett G-Dur

für Flöte und Streichtrio op. 84

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade
erschienen in: das Orchester 11/2018 , Seite 64

Die Flöte tändelt mit dem Streichtrio (Violine, Viola, Violoncello) oder mischt sich kokett als holzbläserne Klangfarbe in den Klang der Saiten: Ferdinand Thieriots Quartett für Flöte und Streichtrio ist ein hübsches Ding, das allen vier Instrumenten viel Freude bereitet, nicht allzu viel Probenaufwand benötigt und jedes Programm mit anmutiger Romantik bereichern kann. Thieriots Quartett liegt nun in neuer Ausgabe im Accolade-Musikverlag vor. Partitur und Einzelstimmen sind gut eingerichtet, man möchte gleich loslegen. Die vier Sätze Allegro moderato, Adagio, Scherzo und Allegro fließen nacheinander unterhaltsam dahin. Genaue Tempi- und Dynamikbezeichnungen sind vorhanden.
Der erste Satz startet mit einer kurzen Einleitung der Streicher, bis die Flöte dazukommt und als Solistin über dem Trio strahlt. Läufe und Sechzehntelquintolen darf die Flöte fast allein spielen, die Streicher kommen in den Kantilenen aber wieder zum Zuge. Nachdem der erste Satz schon fast verklungen ist, verlangt Thieriot vier Takte vor Schluss einen Takt Generalpause. Drei Takte in Form einer sehr schlichten Coda folgen und betonen simpel und fröhlich den Schluss mit Akkorden auf der jeweilig ersten Zählzeit. Nur die Flöte darf hier noch einmal vier Sechzehntel singen.
Nach soviel Frohsinn bietet das folgende Adagio, in fließenden Achteln angelegt, viel Melodik. Die Flöte darf kurz auf dem fis”’ strahlen, höher geht es aber nicht. Der folgende, leicht tänzerische Zwölfachteltakt dient als Intermezzo, ehe Thieriot wieder die fließenden Achtel des Anfangs schreibt, die er dieses Mal allerdings mit vielen Sechzehnteln verziert. Ein paar Einwürfe und Triolen lockern auf und führen zum Ende des Satzes. Das Scherzo tändelt herbei, locker und leicht, beginnend mit klangvollen Staccato­vierteln, die fröhlich nach oben streben. Sie formen ein kleines Thema, das sich stetig weiterentwickelt und neugierig auf den folgenden Schlusssatz macht.
Das abschließende Allegro beginnt mit 21 Takten Pause für den Cellisten. Während dieser Zeit stellt die Flöte das Thema vor, Violine und Viola begleiten sie mit Tonrepetitionen. Wenn das Cello endlich loslegen darf (gemeinsam mit den beiden anderen Streichern, die nun auch melodisch tätig werden dürfen), schweigt die Flöte einen Moment, übernimmt aber schnell wieder die Melodie, das Cello steigt aus und die beiden hohen Streicher dürfen noch einmal mit ihren Tonrepetionen den Bass ersetzen. Nett, kurzweilig und nach gut 30 flotten Takten schon vorbei. Dann dominiert die Flöte wieder, diesmal mit neuer Melodie. Thieriot gönnt der Flöte das Primadonnaleben aber nicht endlos, nach ein paar Takten muss sie schweigen, um die Streicher in expressiven Vierteln, gezuckert mit Legato, schwelgen zu lassen. Thieriot spielt mit dem musikalischen Material und fordert nach 109 Takten ganze zwei Takte Generalpause. Mit neuem Schwung geht es nun, unter Führung der Flöte, sportlich dem Ende zu. Das Cello darf zum Schluss noch einmal zeigen, dass es mehr ist als nur der Bass des Trios.
Heike Eickhoff