Goepfart, Karl Eduard
Quartett d-Moll
für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott op. 93, Partitur und Stimmen
Ein langes Leben war dem weithin unbekannten Komponisten Karl Eduard Goepfart nicht zu verwechseln mit Carl Andreas Goepfert beschieden, der 1859 in der Nähe von Erfurt geboren wurde und zunächst von seinem Vater musikalisch unterwiesen wurde. Die Pianistenlaufbahn beschreitend führte sein Weg kurzfristig über den großen Teich nach Baltimore, dann aber wieder zurück nach Weimar, wo er Schüler von Franz Liszt wurde. Später war er vornehmlich als Dirigent und Chorleiter tätig. Er lebte und wirkte viele Jahre in Potsdam und starb mit 82 Jahren in Weimar.
Von seinen etwa einhundert Kompositionen sind heute noch einige Kammermusikwerke zugänglich: ein Trio für zwei Violinen und Viola, das Trio für Flöte, Oboe und Klavier, ein weiteres Trio für Klarinette, Fagott und Klavier und das hier vorliegende Quartett d-Moll für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott op. 93, das erstmals 1907 gedruckt wurde und jetzt bei dem um musikalische Raritäten bemühten Accolade-Verlag im sorgfältigen Neudruck von Bodo Koenigsbeck herausgegeben wurde.
Der erste, motivisch dicht gearbeitete Satz des dreisätzigen Quartetts für Holzbläser trägt die Bezeichnung Allegro risoluto, beginnt aber mit einem eher verhalten wirkenden Thema. Das zweite Thema ist nicht nur melodisch, sondern auch durch seine geschlossenere Setzweise kontrastierend, während das erste Thema, das auch die Durchführung bestimmt, dem imitatorischen Spiel Raum gibt. Das folgende Scherzo wird von paarweisem Wechselspiel mit Echoeffekten im Staccatissimo geprägt. Der dritte Satz Allegro vivo, con bravuro ist ein Fugensatz mit einem markanten Fugenthema mit anapästisch vorantreibendem Rhythmus. Er zeigt, dass der Komponist auch das kontrapunktische Handwerk sicher beherrscht. Die formalen Abläufe sind wie in den anderen Sätzen sehr übersichtlich gestaltet, indem die Zwischenspiele durch ein ruhigeres Tempo und Triolenfiguren abgesetzt werden. Nicht ganz gelungen erscheint die Architektonik des Satzes, da das als Höhepunkt wirkende Unisono des Fugenthemas zweimal erscheint.
Goepfarts Tonsprache nimmt nicht die harmonischen Errungenschaften seiner Zeit auf und ist nicht romantisch ausufernd. Das Klangbild ist insgesamt sehr durchsichtig. Das Quartett ist eine sehr ausgewogene Komposition, deren technische und musikalische Anforderungen auch von ambitionierten Laienensembles zu bewältigen sind. Die Spieldauer beträgt etwa 13 Minuten. Gut geeignet ist die Komposition für den Jugend musiziert-Ensemblewettbewerb, da Goepfart unter anderem die beteiligten Instrumente gleichgewichtig einsetzt.
Heribert Haase