Florian Leopold Gassmann

Quartett d-Moll für Oboe, Violine, Viola und Violoncello / Cassatio Es-Dur für zwei Englischhörner, zwei Jagdhörner und Fagott

Oboenquintette. ­Instrumentalversion der Oper „Amor und Psyche"

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Befoco Music
erschienen in: das Orchester 01/2023 , Seite 66

Florian Leopold Gassmann war schon als Kind musikalisch aktiv – sein Vater wünschte jedoch, dass er Gewürzhändler werden solle. Mit nur zwölf Jahren lief der junge Florian deshalb von zuhause weg. In Italien wurde er schon bald darauf zum erfolgreichen Komponisten, in Wien war er als Hof- und Kammerkomponist Kaiser Josefs II. tätig. Mozart bewunderte ihn, Salieri war sein Tonsatzschüler. Im Befoco-Verlag liegen nun drei kammermusikalische Werke Gassmanns vor.
Das Cassatio Es-Dur für zwei Englischhörner, zwei Jagdhörner und Fagott hat einen eleganten reitenden Oboisten auf dem Cover – die Besetzung mit Englischhörnern lässt die Musik sanft klingen. In Partitur und Stimmen findet sich ein halbes Dutzend kurzer, eingängiger Sätze, ein paar Minuten fröhlicher Unterhaltung, vielleicht im Freien beim Serenadenkonzert.
Gassmann schrieb insgesamt vier Oboenquartette, das Quartett in d-Moll (ca. 1765) liegt nun hier vor. Oboe, Violine, Viola und Violoncello erhalten drei Sätze lebendiger Musik. Unter Führung der Oboe startet der erste Satz, Violine und Viola sind bald gleichberechtigte Musikpartner, das Cello hat einen barocken Basspart zu spielen. Eng verzahnt, aber nicht sehr vertrackt im Zusammenspiel, ziehen sich melodische Figuren durch die drei oberen Stimmen. Das Allegro kommt fugiert daher – die Viola startet, später folgt die Oboe, dann die Violine. Ein delikates Menuetto beendet das Quartett.
Oboe, zwei Violinen, Viola und Violoncello setzt Gassmann in der kammermusikalisch reduzierten Version seiner Oper Amor und Psyche ein. Viola und Cello repetieren im ersten Satz (Allegro) flotte Achtel unter den Violinen und der Oboe, die zu Beginn kantabel und auch mal gemäßigt virtuos hervortritt. Das folgende Larghetto lässt die Oboe als zarte Primadonna mit der ersten Violine, teilweise über den vier Streichern, brillieren. Ein meist leiser Satz, gewürzt mit ein paar Akzenten und häufigen Tonrepetitionen der Streicher – eine Arie eben. Ein Allegretto schließt den ersten Band (die Ausgabe beinhaltet Band I und II der Bearbeitung dieser Oper), die drei höheren Stimmen teilen sich hübsche Themen, die beiden unteren begleiten (allerdings zum Teil auch thematisch aktiv). Band II umfasst drei Sätze, beginnend mit einem hübschen Terzett von Oboe und Violinen, das sich bald zur Oboenarie entwickelt. Das folgenden Allegro moderato bekommt durch einige Sechzehntelrepetitionen der Streicher Schwung, zum Ende wird es tänzerisch (Poco Allegretto).
Die Werke sind nicht allzu schwierig, wirken unterhaltsam und entführen den Hörer in eine spätbarocke Welt voller eleganter Spielerei und frühklassischer Anklänge.
Heike Eickhoff