Debussy, Claude

Prélude à l’après-midi d’un faune

Quintett-Fassung für Flöte, Violine, Viola, Violoncello und Klavier von Werner Tast, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Waldkauz, Remscheid 2014
erschienen in: das Orchester 09/2015 , Seite 74

Mit der vorliegenden Kammermusik-Version des Flötisten Werner Tast wird Claude Debussys bahnbrechendes Orchesterwerk für kleinere Ensembles in leicht zugänglicher Besetzung spielbar und erfahrbar gemacht. Tast befindet sich dabei in guter Gesellschaft, kann er doch an die Praxis des Zirkels um Arnold Schönberg anknüpfen, groß besetzte Orchesterwerke Bruckners oder Mahlers für Kammerensembles zu bearbeiten. Auch zum Prélude à l’après-midi d’un faune schuf Schönberg eine solche reduzierte Fassung für Flöte, Oboe, Klarinette, Harmonium, Klavier, Zimbeln und Streicher, erschienen bei Belmont Music.
Natürlich verliert Debussys impressionistisches Meisterwerk in Tasts Fassung für Flöte, Klavier und Streicher seine duftige Leichtigkeit und schillernde Farbvielfalt, wenn etwa der Wechsel innerhalb der Bläser nun von der Flöte in „Personalunion“ dargestellt wird. In der Verteilung der Orchesterinstrumente auf die reduzierte Besetzung geht Tast aber durchaus geschickt vor, ohne von den Ausführenden – professionelles Musizierniveau vorausgesetzt – größere Schwierigkeiten abzufordern. Einzig die Violine hat mit Oktaven in unbequemer Des-Dur-Vorzeichnung heiklere Aufgaben zu bewältigen. Das Klavier übernimmt die Harfenstimme des Originals, Füllakkorde und -tremoli sowie gegen Ende mit der rechten Hand Zimbel- oder Glockenspieltöne, die alternativ auch auf dem Klavier spielbar sind. Größere Ansprüche werden an das Ensemblespiel gestellt, da die (dem Original entnommene) rhythmische Komplexität sowie die Flexi­bilität in der Tempogestaltung eine aufwendigere Probenarbeit verlangen.
Zusätzlich zu Partitur und Stimmen wird eine weitere Klavierstimme mit übergelegter Flötenstimme geliefert für den Fall, dass die Partitur von einem Dirigenten verwendet wird. Leider kann der Computersatz der Ausgabe jedoch das Niveau der sorgfältigen Bearbeitung Tasts nicht halten. Vielfach stimmen die Abstände zwischen Zeichen und Noten nicht (z.B. Violinstimme T. 23), Akzidentien sind unglücklich eingefügt (z.B. Partitur T. 47), einzelne Zeichen stehen auf-, statt nebeneinander wie in der Partitur die geschweiften Klammern für die oberen drei Systeme – um nur einzelne Beispiele von vielen zu nennen, die bereits bei flüchtiger Durchsicht ins Auge fallen.
Für Flötisten ist die vorliegende Bearbeitung eine willkommene Repertoireergänzung: Eines der attraktivsten und berühmtesten Orchesterwerke für dieses Instrument liegt nun in einer praktisch jederzeit realisierbaren Fassung vor – beispielsweise innerhalb eines Musikschulkollegiums. Damit steht eine Alternative zu Arnold Schönbergs Bearbeitung für eine aufwendigere Besetzung zur Verfügung.
Christian Ubber

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