Andreas N. Tarkmann/ Johannes Kohlmann
Praktische Instrumentenkunde
Angesichts der viele Dutzend Regalmeter füllenden Instrumentenführer könnte man den Eindruck gewinnen, dass das vorliegende Buch eigentlich gar nicht hätte geschrieben werden müssen. Ein Irrtum, denn schon beim ersten, kurzen Blick in Andreas Tarkmanns und Johannes Kohlmanns Zusammenstellung im Taschenbuchformat wird klar, welch offensichtliche Lücke hier gefüllt wird. Herkömmliche Instrumentenführer haben – auch wenn sie im Titel bisweilen das Gegenteil behaupten – kaum etwas mit Praxis zu tun, sondern stellen die Geschichte mehr oder weniger aktueller Instrumente, deren Systematik und manchmal deren Einsatz im klassischen Orchester dar. Ganz anders Tarkmann und sein ehemaliger Student, jetziger Mitarbeiter und Co-Autor Kohlmann.
Andreas Tarkmann hat als Hochschullehrer für Instrumentation und Instrumentenkunde täglich mit der dargestellten Materie zu tun. Viel wichtiger ist allerdings, dass er sich bei seiner Tätigkeit als Komponist und vor allem als renommierter Arrangeur mit den „praktischen“ Seiten der Instrumentation beschäftigt. In gängigen Lexika sucht man meist vergeblich Beschreibungen der klanglichen Charakteristik der Instrumente und findet kaum je Hinweise, wie sich diese Instrumente effektvoll einsetzen und mit welchen Spieltechniken am vorteilhaftesten darstellen lassen. Tarkmann und Kohlmann dagegen zielen genau auf diese Aspekte ab: Hier wird aufgezeigt, welche Streichinstrumente sich eher für ein kantables Spiel eignen und bei welchen man besser auf Doppelgriffe verzichtet. Ebenso praxistauglich sind die klanglichen und spieltechnischen Eigenschaften aller anderen Instrumentengruppen aufbereitet, allen voran die der Blasinstrumente: Bei den beiden Autoren geht kein wichtiges Detail zu Flatterzunge, Tremolo, Glissando oder Dynamik verloren.
Auf jeweils zwei gegenüberliegenden Seiten reihen Tarkmann und Kohlmann rund 120 Instrumente auf. Dabei wurden alle gängigen Vertreter im großen Sinfonieorchester ebenso berücksichtigt wie Barockinstrumente und Klangerzeuger aus der Volks- und Unterhaltungsmusik. Durchgängig bieten die wiederkehrenden Rubriken wie Stimmung und Notation, Tonumfang, Klang und Spieltechnik Antworten auf fast alle praxisrelevanten Fragestellungen. Abgerundet wird die Darstellung durch Hinweise zur Systematik bzw. zur übergeordneten Instrumentengruppe, durch ein knappes, aber immer charakteristisches Notenbeispiel, eine Liste typischer Orchesterstellen und eine Zusammenstellung wichtiger Solowerke für das jeweilige Instrument.
Wer sich als Arrangeur, Dirigent oder Musiklehrer beruflich mit Instrumenten beschäftigt, wird bei Andreas Tarkmann und Johannes Kohlmann auf 240 Seiten alles Wissenswerte zu Heckelphon, Bassetthorn oder Euphonium finden. Aber auch wer immer schon die Frage nach dem Unterschied zwischen Akkordeon und Bandoneon beantwortet haben wollte, ist bei den beiden Autoren bestens aufgehoben.
Daniel Knödler