Graap, Lothar
Präludium – Interludium – Postludium
für vier Violinen, Partitur und Stimmen
Lothar Graap war von 1957 bis 1998 Kantor an der Klosterkirche in Cottbus, wo er einen ökumenischen Oratorienchor gründete und auch in unzähligen Orgelvespern selbst spielte. 2011 erschien sein Werkverzeichnis, das unglaubliche 668 Opera umfasst. Viel davon ist der Beruf bringt es mit sich Vokal- und Orgelmusik auf der Grundlage von Bibeltexten, Psalmen oder Chorälen. Manches davon ist in der Edition Dohr verlegt, und deren Autorin Ursula Herrmann beschreibt die Musiksprache von Lothar Graap so: Graap ist als vielseitiger Interpret und produktiver Komponist gleichermaßen anerkannt. Kompositorisch ist er stark von seinem Lehrer Eberhard Wenzel und von Paul Hindemith geprägt, ohne jedoch deren Stile zu kopieren. Sein kompositorisches Schaffen wurzelt im Gottesdienst und ist vom Bibelwort her bestimmt. Die Besetzungen und Formen sind wesentlich auf die gottesdienstliche Praxis ausgerichtet. Seine kontrapunktisch betonte und von herb-expressiver Klanglichkeit beherrschte Schreibweise hält sich aber bewusst in den Grenzen einer guten Allgemeinverständlichkeit und bewegt sich in den Bahnen kunstvoller Einfachheit.
Das ist nett beschrieben und trifft in dieser Form auch auf den vorliegenden Dreiteiler Präludium Interludium Postludium für vier Violinen zu. Es ist das, was man früher einmal Spielmusik nannte. Vom technischen Anspruch her sind alle Stimmen für den gleichen Schwierigkeitsgrad geschrieben. Sie gehen mit Ausnahme der ersten Stimme nicht oft über die erste Lage hinaus, und auch sonst finden sich keinerlei bogen- oder grifftechnische Klippen. Das Präludium könnte das rhythmisch genaue Zusammenspiel schulen, auch das Aufeinander-Hören, denn viel imita-
torische Arbeit wandert durch die Stimmen.
Für die Geigenschüler allein zu Haus ist der Stimmensatz noch nicht eingerichtet, Bogenstriche muss man selbst finden. Der Komponist nennt im Klappentext seine Absicht: Ohne Bindung an einen Choral oder anderen Liedtext wollen das Vor-, Zwischen oder Nachspiel den Zuhörer ganz auf die Melodie, das musikalische Erleben hinführen. Die reiche Gestaltung in vier Stimmen verlangt dazu ein konzentriertes Spiel. Eine schöne Aufgabe für den Instrumentalunterricht oder das Konzert im kleineren wie größeren Rahmen.
Die Melodien, die Graap hier schreibt, erinnern in ihrer oft schlichten Dreiklangsmelodik an Kinderliederbücher, nur hier kontrapunktisch gesetzt. Das muss für den Instrumentalunterricht nicht schlecht sein: Präludium Interludium Postludium ist eine Musik, bei der man, wenn man sie spielt, sicher mehr erlebt, als wenn man sie hört.
Gernot Wojnarowicz