Ludwig van Beethoven/ Georg Katzer

Postscriptum B. Beethoven Katzer Kontraste

Jörg Ulrich Krah (Violoncello), Bernhard Parz (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Solo Musica
erschienen in: das Orchester 05/2020 , Seite 76

Seine Nachschriften zum Jubilar Ludwig van Beethoven verfertigte Georg Katzer, der große (ost-)deutsche Komponist, im Jahr 2017 auch in Voraussicht auf sein eigenes, für 2020 anstehendes 85. Wiegenfest. Katzer hat die Veröffentlichung dieser CD nicht mehr erlebt, er starb im Mai 2019. Wohl aber die Uraufführung, die im Rahmen einer langen Beethoven-Nacht im Dom zu Greifswald stattfand.
Die drei Teile von Postscriptum zu B sind gedacht als kommentierende Zwischenspiele zu den fünf Beetho­ven’schen Sonaten für Klavier und Violoncello. Und so werden sie auf der vorliegenden CD auch präsentiert. Das Duo Jörg Ulrich Krah (Cello) und Bernhard Parz (Klavier) pflegt nicht nur einen intensiven Kontakt mit Beethovens Werk. Der freundschaftliche Bezug zu Katzer, der als einer der prominentesten Komponisten der DDR galt und auch im Westen stets hohes Ansehen genoss, führte zum Entstehen der vorliegenden Stücke, die den langjährigen Leiter des Studios für Elektroakustische Musik in Berlin als einen konservativen Avantgardisten charakterisieren.
Die drei „Nachschriften“ enthalten zwar keinen einzigen Ton Beethoven, führen aber gewissermaßen den Geist des musikalischen Weltveränderers ins Heute über. „Es ist ein Sinnieren, ein Nachsinnen eines Komponisten unserer Zeit über Beethoven“, schreibt Christian Heindl im Booklet der Doppel-CD, die beim kleinen, feinen Münchner Klassik-Label Solo Musica erschienen ist. Es ist der Ton der rund zwei, vier und dreizehn Minuten kurzen Zwischenspiele, der Beethoven fortspinnt. Trotz avancierter Spieltechniken, zu denen etwa auch ein hämmernder Eingriff in den Bauch des Flügels gehören, sind die Postscripta streng aus dem Material entwickelt, dabei hoch emotional und formal selbst im Unkonventionellen nachvollziehbar.
Mit Krah und Parz sind Interpreten bei der Arbeit, die ihr Handwerk verstehen. Beide sind neben ihrer künstlerischen Tätigkeit als Professoren tätig, Krah in Schwerin, Parz in Wien. Ihre Sicht auf die fünf Beethoven-Sonaten bezeugt große Sorgfalt und Vertrautheit mit den verschiedenen Schaffensperioden, aus denen die Sonaten stammen. Beethovens Auseinandersetzung mit dem Werk Bachs klingt hier ebenso hinein wie die Gewissheit, dass Beethoven eben nicht nur jener Miesepeter war, als den ihn die grimmigen Porträts allzugern darstellen. Krah pflegt nicht einen virtuosen, eher einen kammermusikalischen Ton; Parz zeigt sich verliebt in den Bösendorfer-Klang, der ebenfalls körperlicher, weniger brillant daherkommt.
Ihr Beethoven-Verständnis ist zwar nicht neu, aber beachtenswert. Im kontrastierenden Zusammenklang mit Katzer wird Beethoven ins Heute fortgesponnen. Ebenso wie Katzer einen neuen Weg zu Beethoven aufzeigt.
Armin Kaumanns