Wolfgang Amadeus Mozart
Posthorn-Serenade/Gallimathias musicum/Maurerische Trauermusik/Adagio und Fuge
Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice, Ltg. Vahan Mardirossian
Wer heute eine Neueinspielung von Mozart auf den Markt bringt, sollte etwas Eigenes zu sagen haben. Die konzeptionell vielfältige Schau von Werken der Jahre 1766 bis 1788 ist effektvoll und in der Berücksichtigung des selten zu hörenden Gallimathias Musicum auch von nachhaltigem Interesse. Die Komorní filharmonie Pardubice unter seinem designierten Chefdirigenten (ab der Saison 2025/26) Vahan Mardirossian bietet äußerst kultivierten, in den hohen Streichern etwas dünnen Klang, die Wiedergaben erfreuen durch Präzision und ausgezeichnetes Timing. Im ausladenden Kopfsatz der „Posthorn-Serenade“ weiß Mardirossian vorzüglich zu strukturieren, sodass die Gesamtarchitektur samt dem differenzierten Gebrauch von Hörnern und Trompeten gut zur Geltung kommt. Die Musiker:innen aus Pardubice spielen mit großer Frische und attraktiver Lebhaftigkeit, die Holzbläser liefern auch einen äußerst ansprechenden „böhmischen“ Tonfall, und das Posthornsolo im zweiten Trio des zweiten Menuetts bietet einen zusätzlichen reizvollen Effekt; allerdings ist das Instrument künstlich etwas in den Vordergrund gerückt – zu beeindruckendem Effekt zwar, aber unter Beeinträchtigung des Gesamtklangs. Leider ist die Trackaufteilung der Serenade hoffnungslos missglückt: Tracks 1 und 2 umfassen die ersten drei Sätze in merkwürdiger Trackaufteilung und Tracks 6 und 7 bilden zusammen das Final-Presto. Der Höreindruck selbst wird hierdurch nicht beeinträchtigt.
Auf die die Serenade umrahmenden Märsche hat Mardirossian verzichtet, um dem Werk nicht noch mehr Gewicht zu verleihen und auch den weniger umfangreichen Kompositionen hinreichend Platz zum Atmen zu lassen. Der Gallimathias musicum profitiert von dem vollbesetzten Orchester und erhält so ein Gewicht, das er in den wenigsten Vergleichseinspielungen besitzt. Der Sprung von hier zur Maurerischen Trauermusik und Adagio und Fuge
c-Moll könnte extremer kaum sein – aber Mardirossian gelingt es, auch diese Extreme harmonisch nebeneinander bestehen zu lassen. Seine Interpretationen der beiden verhältnismäßig späten Werke von 1785 bzw. 1788 sind von großer emotionaler Tiefe und expressiver Ausdruckskraft; in Adagio und Fuge hebt er die rhythmischen Eigenheiten zu Beginn in einer Weise hervor, dass diese fast den Bogen zurück zum Anfang der CD schlagen.
In der kontrapunktisch expressiv ausgearbeiteten Fuge hätte man sich etwas mehr strukturierende Transparenz und klanglichere Varianz wünschen können, besonders am Schluss, der so ein wenig unvermittelt bleibt. In der Maurerischen Trauermusik kommen besonders die Bläser bestens zur Geltung, nicht zuletzt die drei Bassetthörner; eine beindruckende, bewegende Wiedergabe.
Jürgen Schaarwächter