Christiane Plank-Baldauf, Merle Fahrholz (Hg.)

Positionen. Entwicklungen. Erfahrungen

10 Jahre Junge Opern Rhein-Ruhr Dokumentation der Konferenz zum Festival „Auf die Ohren, fertig, los!“

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: J. B. Metzler, Berlin
erschienen in: das Orchester 4/2025 , Seite 66

„Auf die Ohren, fertig, los!“ nannte sich ein gemeinsames Festival, das vom 24. bis zum 27. März 2022 an den drei Jungen Opern Rhein-Ruhr stattfand. Der durch den langen Lockdown während der Corona-Pandemie entstandene Pro- ­duktionsstau erlaubte damals, an den beteiligten Häusern fünf Uraufführungen hintereinander zu präsentieren. Dem Festivalprogramm war eine begleitende Konferenz zugeordnet, die den jeweiligen Aufführungen von Dortmund nach Bonn und Düsseldorf/Duisburg folgte. Eine Dokumentation dieser Konferenz wurde mit Blick auf das zehnjährige Bestehen der Kooperation der drei Jugendsparten für 2023 zusammengestellt. Sie ist interessant für alle beteiligten Personen und Theater, bietet aber auch einer auswärtigen Leserschaft lohnende Einblicke.
Das Buch enthält 15 verschiedene Texte, an denen 14 Autorinnen und Autoren beteiligt waren. Nicht mitgezählt sind die Aussagen der Intendanten Bernhard Helmich (Theater Bonn), Heribert Germeshausen (Oper Dortmund) und Christoph Meyer (Deutsche Oper am Rhein) sowie von Merle Fahrholz, der Intendantin des Essener Aalto-Theaters, das sich 2023 der Kooperation angeschlossen hat. Den Kern der Zusammenarbeit verrät eine Fußnote: Jedes Haus bringt in seiner Jugend-Sparte eine eigene Uraufführung heraus, die dann reihum von den anderen beteiligten Theatern übernommen wird. Wer wissen will, wie das aus Sicht der Theaterleitungen funktioniert, mit welchen Vorteilen, Voraussetzungen und Perspektiven, ist mit dem von Laura Nerl für das Buch arrangierten Dialog gut bedient.
Unbedingt lesen sollte man Christiane Plank-Baldaufs engagiertes Plädoyer „Musiktheater für junges Publikum: Heute, hier und jetzt“, das am Ende wichtige Fragen zur Partizipation stellt. Unter der Überschrift „Einblicke in die Praxis“ findet man Konkretes über einzelne Produktionen. Die Kapitel „Standortbestimmung“, „Möglichkeiten und Herausforderungen“ und „Zukunftsmusik“ bieten weitere Erkenntnisse. Die gewonnenen Impulse findet man als Zusammenfassung der zahlreichen Diskussionen, Tischgespräche und Zukunftswerkstätten unter dem Titel „Junges Musiktheater – Ein Ort der Gesellschaft“. Nicht nur hier spürt man einen Optimismus des Aufbruchs, verbunden mit der Hoffnung auf gesellschaftlichen Fortschritt und einer klaren Forderung nach fest budgetierten finanziellen Mitteln. Joscha Schaback („Mehr Fortschritt wagen! Kulturpolitische Möglichkeiten des Kindermusiktheaters“) beruft sich noch auf den Koalitionsvertrag der als „Fortschrittskoalition“ gestarteten Ampelregierung. Was aber wird nach deren Scheitern davon übrigbleiben?
Andreas Hauff