Elgar, Edward
Pomp and Circumstance
Military march No. 1 op. 39/1 für Streichquartett, Partitur und Stimmen (Kontrabass ad lib.) oder Streichorchester, bearb. von Wolfgang Birtel
Englands heimliche Nationalhymne, die lautstarke und landeinende Melodie in der Last Night of the Proms in London ist Edward Elgars berühmter Militärmarsch Nr. 1 aus Pomp and Circumstance, sozusagen der englische Radetzky-Marsch als Rausschmeißer bei Großveranstaltungen wie dem Neujahrskonzert (die Engländer mögen mirs verzeihen). Dies ist auch der erste Gedanke von Wolfgang Birtel in seinem Vorwort, der den 1901 komponierten Marsch nach den Bearbeitungen, die es inzwischen zuhauf gibt, nun auch für Streichquartett (oder -quintett) oder -orchester spielbar gemacht hat. Wer kein großes Sinfonieorchester zuhause zur Verfügung hat, kann diesen zündenden Marsch nun mit der vorliegenden Ausgabe auch selbst musizieren, so Birtel weiter.
Der Marsch schrieb von Anfang an Erfolgsgeschichte. Bei einem Londoner Promenadenkonzert kam es zu einem sensationellen Erfolg. Das Publikum tobte, dreimal musste March No. 1 wiederholt werden. Durch das Trio, das Elgar nachträglich textierte, erhielt er eine nachhaltige und ungeheure Popularität. Indes sind die einzelnen Stimmen nicht ganz einfach zu spielen von dem Trio mit dem wunderbaren, typisch englischen Thema und dem verherrlichenden Liedtext Land of Hope and Glory mal abgesehen. Das Trio ist nun wirklich kinderleicht und wird sicherlich von jedem zuerst gespielt werden, oder vielleicht auch nur ausschließlich. Es ist einfach auch zu schön. Zuerst darf die erste Violine mit breitem Strich auf der G-Saite spielen, dann aber, nach 41 Takten endlich, auch selig in Oktaven vereint mit der zweiten Violine im Molto maestoso. Die übrigen dürfen ihren rotschimmernden Schrumm-Schrumm-Teppich mit locker-trennenden Staccati darunterlegen. Erst zum großen Finale darf anstatt der zweiten Violine nun endlich die stimmkräftigere Bratsche eine Oktave darunter das edle Thema mitstreichen.
Möchte beispielsweise ein Laienensemble auch tatsächlich das vorgegebene, schmissige Tempo erreichen, muss es sich ziemlich anstrengen: Allegro con molto fuoco ist wesentlich schneller als ein herkömmlicher, preußischer oder österreichischer Marsch mit mindestens 116 Viertel-Schlägen pro Minute. Birtel hat schon zumindest das Anfangsthema, das im Originalen in Gänze auf der G-Saite zu spielen ist, abgemildert, indem man es einfach weglassen könnte. Aber selbst wenn man zuhause das Tempo nicht ganz erreichen sollte, macht es allemal riesig Spaß, diesen Marsch auch als Streicher zu spielen. Nur eigentlich schade, dass kein Text dabei ist. So hätte das Ensemble nicht nur streichen, sondern gleichzeitig auch mitsingen können
Leider passt der sonst sehr gut lesbare Marsch nicht auf eine Doppelseite. So muss leider und das gilt für alle Stimmen außer dem Kontrabass vor der Reprise des Anfangsteils, wo die Tonart von G-Dur nach D-Dur wechselt (T. 156), eine kleine Umblätterpause eingelegt werden. Vielleicht sogar eine lustige kleine Einlage, wenn alle vier Streicher gleichzeitig erst einmal das Doppelblatt umdrehen müssen?
Werner Bodendorff