Werke von Mussorgskij, Prokofjew, Schostakowitsch und Tschaikowsky
Pictures
Music for 8 horns and percussion, German Hornsound 8.1
Können acht Hörner einem großen Orchester die Schau stehlen? Die Antwort findet sich im letzten Track dieser CD, dem Großen Tor von Kiew aus Mussorgskijs Bildern einer Ausstellung. Die akustische Spannbreite des Dargestellten in solcher Besetzung ist schlichtweg atemberaubend: Der voluminöse achtfache Hornsound steigert sich vom Anfangs-Piano über schlichtes Choralspiel und wuchtige Glockenschläge zur Klangapotheose mit massigen paukenunterstützten Schlussakkorden. Dabei geht es hier gar nicht um Konkurrenz zum großen Orchesterklang, alle diese selbstgefertigten Bearbeitungen sollen ein anderes Hören anregen und den Charakter jedes einzelnen Stücks im Sujet und in der Farbmischung klanglich neu erfahrbar machen.
Jeder Einzelsatz wird zu einem musikalischen Unikat, alle 22 Tracks zusammen zu einer Gemäldegalerie völlig unterschiedlicher Pictures wie sich die Produktion auch nennt. Die Inspirationsquelle dazu findet sich
bei Mussorgskijs Bildern, die als Klavierkomposition immer wieder von unzähligen Künstlern zu etwas Neuem bearbeitet wurden von Ravel (Orchester) über Emerson, Lake & Palmer (Rockgruppe), Isao Tomita (Synthesizer), Oskar Gottlieb Blarr (Orgel), Elgar Howard (Brass Ensemble), Hans-Carsten Raecke (Soli, Chor, Synthesizer und Schlagwerk) bis Christian M. Fischer (8-Kanal-3D-Fassung), um nur einige Namen mit manch verblüffender Klangumsetzung zu nennen.
German Hornsound 8.1 das renommierte Quartett um den Bamberger Solo-Hornisten Christoph Eß, erweitert um vier Hornfreunde und einen Perkussionisten, der auch Klavier und Celesta spielt mischt Werkausschnitte dreier russischer Komponisten mit sieben der Mussorgskij-Pictures durcheinander zu einer in abwechselnder Andersartigkeit faszinierenden Bilderschau: Mussorgskijs Hexentanz auf dem Berg Triglav schauerlich, gespenstisch; aus Schostakowitschs Varieté-Suite der zweite Walzer und der im geforderten Presto auf gleich acht Hörnern eigentlich kaum spielbare erste Tanz als atemberaubender Wirbelwind; aus Prokofjews Romeo-Ballett mit wuchtigen Schlägen der Tanz der Ritter; danach die Gewalt- und Wutszenen, die mit ihren sich verstörend reibenden Harmonien den Tod Tybalts und auch den Tod Julias beschwören; schließlich aus Tschaikowskys Nussknacker die Miniatur-Ouvertüre und drei Tänze, neben Zuckerfee und Kaffee der sich mitreißend steigernde Trepak, schließlich der bekannte Blumenwalzer im schwungvollen Hornklang-Dreivierteltakt
Was German Hornsound 8.1 beabsichtigte, ist bezwingend gelungen: Bekanntes wurde verwandelt zu neuen musikalischen Bildern einer eigenen Picture-Galerie, die Sebastian Schorr, einen der acht Hornisten, auch noch zu mehr als einem Dutzend origineller schwarz-weiß-blauer Zeichnungen fürs Beiheft angeregt hat! Nach Siegfried & Violetta (siehe Besprechung in das Orchester 12/2013, S. 80) ist diese begeisternde Produktion ein neuer Höhepunkt fantasievollen Hornspiels!
Diether Steppuhn


