César Franck
Piano Works/Quintet
Michel Dalberto (Klavier), Novus Quartet
Es gibt nicht wenige Komponisten, deren umfangreiches Werk im Konzertleben auf eine sehr schmale Auswahl gestutzt wird. Zu ihnen gehören z. B. Max Bruch, Gustav Holst oder eben auch César Franck, von dem fast nur die d-Moll-Sinfonie und die Violinsonate gespielt werden. Zudem ist im deutschsprachigen Raum die französische Musik insbesondere der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts relativ wenig bekannt. Zwar setzte sich Franck als Gründer und späterer Präsident der „Société nationale de musique“ für eine national-französische Musik ein, in Abgrenzung zur deutschen, doch wäre es gerade für die heutige Zeit wünschenswert, wenn sich das Interesse für französische Komponisten hierzulande ausweiten würde.
Der Pianist Michel Dalberto ist bei uns ebenfalls kaum bekannt. Über seinen Lehrer Vlado Perlemuter zieht sich die Traditionslinie seiner Klavierausbildung bis Alfred Cortot, was eine Kontinuität der Interpretationsgeschichte garantiert. Diese beschreibt Dalberto anschaulich in seinem eigenen Einführungstext im Booklet. Den Schwerpunkt seines Repertoires bilden französische Komponisten, neben Mozart und Schubert. Sein Spiel zeichnet sich durch Klarheit und Linearität aus, ist reich an Farben, Ausbrüche integriert er organisch in den Gesamtfluss. Ein solches Herangehen ist für die beiden hier aufgenommenen großen Klavierwerke Francks bedeutend. Beide sind dreisätzig, sie haben jeweils eine Dauer von ca. 20 Minuten.
Der Titel Prélude, Choral und Fugue evoziert eine Reverenz an Bach, doch obwohl es zitathafte Bezüge gibt wie im einleitenden viertönigen Chiasmus oder dem chromatischen Seufzer-Thema der Fuge, verfolgt Franck eine ganz originäre zyklische Formkonzeption. Das Fugenthema erscheint schon in den Sätzen zuvor, die Fuge geht zum Charakterstück und zur Toccata über, nimmt abschließend die beiden vorangegangenen Schlüsse auf. Alle drei Sätze sind nicht nur in der Motivik, auch der Harmonik und dem Klaviersatz vielfältig aufeinander bezogen, sie gehen ineinander über.
Prélude, Aria & Final zeigt eine ähnliche Gesamtanlage, hier sind die Teile großformatiger, das Prinzip der Figuralvariaton findet mehrmals Anwendung. Das „Prélude“ beginnt mit einem choralhaften Thema, das im „Final“ wieder aufgenommen wird. Die Sätze stehen hier eher für sich, bieten dem Interpreten ausgiebige Möglichkeiten epischen Erzählens, die Dalberto sehr zu nutzen weiß.
In Francks Klavierquintett erweist er sich als hervorragender Kammermusiker. Sein Zusammenspiel mit dem exzellenten Novus Quartet aus Korea lässt keine Wünsche offen. Hervorzuheben sind die sehr differenzierte Behandlung der Dynamik und der Klangfarben sowie die Zeitgestaltung. Das pastorale „Prélude“ aus einem weiteren dreisätzigen Zyklus „Prélude, Fugue et Variation“, ursprünglich für Orgel, hier in einem Klavierarrangement, rundet diese empfehlenswerte CD ab.
Christian Kuntze-Krakau