Chaminade, Cécile
Piano Trios op. 11 & 34/ Works for violin, cello & piano
Trio Parnassus
Triumphe feierte Cécile Chaminade in den etwa zwei Jahrzehnten nach 1890 als Komponistin von Liedern und Klavierstücken sowie als Interpretin (meist eigener Werke). Sie konzertierte in Mitteleuropa, auf dem Balkan und in der Türkei, in England wurde sie von Königin Victoria empfangen, in den USA organisierte sich ein begeistertes, vorwiegend weibliches Publikum in sogenannten Chaminade-Clubs. In ihrem Heimatland Frankreich war ihr Stern da freilich schon im Sinken. Und nach dem Ersten Weltkrieg konnte man sich in musikalischen Kreisen immer weniger für ihre Stücke begeistern.
Für das unbekanntere Kammermusikuvre der Komponistin wirft jetzt das Trio Parnassus einen Hut in den Ring. Die Interpretationen auf dieser neuen CD mit Chaminades beiden Klaviertrios sowie Musik für Violine bzw. Cello und Klavier haben Verve und Überzeugungskraft.
Einfühlsam gehen die drei Musiker zu Werke, immer in enger Fühlung mit dem, was die Musik fordert. So etwa Julia Galics Geigenton: geschmeidig im Capriccio op. 18, melancholisch-verhangen im Andantino aus den Trois Morceaux op. 31, aufbrausend, ja schroff im Allegro energico aus dem Klaviertrio op. 34. Streicherschmelz breiten Galic und Michael Groß (Violoncello) im Lento desselben Stücks aus, namentlich aber auch Groß in den beiden hier zu hörenden kurzen Solostücken zur Klavierbegleitung von Johann Blanchard. Der zeigt sich durchweg als Partner auf Augenhöhe, ohne zu dominieren: Ein ausgewogenes Miteinander charakterisiert das hier zu hörende Triospiel. Die drei Musiker lassen auf diese Weise die klar umrissene Charakteristik der einzelnen Stücke diskret, aber ausgeprägt in den Vordergrund treten.Schon das frühe Klaviertrio op. 11 1880 uraufgeführt, das Werk einer Zweiundzwanzigjährigen zeigt eine eigene Verbindung von Eleganz, Formbewusstheit und einem untergründig brodelnden Ausdruckswillen, der dann im Schwesterwerk von 1886 schroff aufbrandet. Der erste Satz bringt ein herb-lakonisches Hauptthema, das von Klavierakkorden kantig skandiert wird Brahms scheint da nicht weit zu sein , doch schlägt Chaminade im zweiten Satz des Trios weichere, sinnlichere Töne an.
Das Trio Parnassus realisiert diese Ausdruckswerte authentisch, auf dem Boden hoher Musizierkultur. Klanglich wie interpretatorisch bewegen sich die Drei geschickt und glücklich zwischen romantischem Sentiment und einem schlanken, transparenten Zugriff. So gewinnen sie die Flexibilität, sowohl die anspruchsvollen, raumgreifenden Trios als auch die intimeren, konzentrierten Charakterstücke adäquat darzustellen. Beredtere Anwälte als die drei Musiker des Trio Parnassus hätte Cécile Chaminade kaum finden können.
Gero Schreier