Beethoven, Ludwig van
Piano Trios Kakadu & Erzherzog
Mit seinen bislang vier CD-Produktionen hat das Boulanger Trio immer für sich einnehmen können sei es aufgrund aufregender Repertoireentdeckungen wie dem Klaviertrio der Namensgeberin Nadia Boulanger und Schönbergs Verklärter Nacht in der Triofassung von Eduard Steuermann oder sei es durch intelligente Werkkombinationen wie jener mit den Klaviertrios von Dmitri Schostakowitsch und Peteris Vask.
Auch der erste, ausschließlich auf Kompositionen Beethovens fokussierte Ausflug ins rein klassische Repertoire beginnt ausgesprochen stark: Denn im Einleitungsteil der Kakadu-Variationen op. 121a wird der Hörer Zeuge sorgfältiger Vibratoabstufungen, die, versehen mit weichen Fortepiano-Akzentuierungen, durch zarten pianistischen Anschlag unterstützt werden. Die nachfolgenden Variationen lassen die Qualitäten des Ensembles auf unterschiedliche Weise positiv hervortreten, beispielsweise in den leicht getupften Phrasen des Streicherdialogs von Variation VII oder in der kantabel von einem Ton zum nächsten gesponnenen Klaviermelodik der Adagio-Variation IX. Ein wenig bedauerlich ist allenfalls die starke Präsenz des Tasteninstruments beim alternierenden Einsatz mit den Streichern in Variation VIII oder im finalen Presto-Abschnitt.
Die vielleicht überzeugendsten Momente der Produktion bietet der Triosatz B-Dur WoO 39, den das Boulanger Trio vorwiegend leise, in gedeckten Klangfarben und mit sensiblem Zugang zum wiegenden Puls vorträgt, die wenigen Crescendo-Aufschwünge jeweils sofort zurücknehmend. Was bei diesem kurzen Allegro als musikalischer Zugang ausgesprochen gut funktioniert, überzeugt beim ausgedehnten Erzherzog-Trio op. 97 weitaus weniger und stößt vor allem bei der Wiedergabe von dessen ausgedehnten Rahmensätzen an die Grenzen.
Zwar erscheint es zunächst angenehm, dass die Musikerinnen im Kopfsatz gleichfalls auf das Prinzip der Zurücknahme setzen und vorzugsweise einem zarten Klangideal verpflichtet bleiben. Allerdings vernachlässigen sie dabei auch die großflächigen Entwicklungen, was dazu führt, dass sich formale Zusammenhänge nicht automatisch ergeben. Die Musik gerinnt so zunehmend zu einer Abfolge aneinandergereihter Klangsituationen, wogegen die über zahlreiche motivische Elemente führende Entwicklungslogik und deren Spannungspotenzial in den Hintergrund treten. Das mag von den Musikerinnen so gewollt sein, mündet aber letzten Endes in eine über weite Abschnitte hinweg seltsam statische Interpretation, die auch den passagenweise eher harmlos musizierten Finalsatz ergreift und ausgerechnet in dessen Presto-Schlussphase durch einen Verzicht auf gestalterische und dynamische Details forciert wird.
So bleibt der Eindruck zurück, dass die CD nach einem starken Beginn im weiteren Verlauf abfällt und damit doch etwas von jenem hohen Überzeugungsgrad vermissen lässt, der für die früheren Veröffentlichungen des Boulanger Trios so charakteristisch gewesen ist.
Stefan Drees