Sergei Rachmaninoff

Piano Trios 1 & 2/Romances op. 21 & op. 38

Andrey Baranov (Violine), Christoph Croisé (Cello), Alexander Panfilov (Klavier)

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Avie
erschienen in: das Orchester 2/2025 , Seite 75

Aufgrund seiner Lebensdaten (1873–1943) fällt das Wirken des Komponisten Sergej Rachmaninow in eine Zeit großer Umbrüche, welche auch die Musikgeschichte erheblich geprägt haben: Abkehr von der Tonalität, die Einbindung neuer Klang- und vor allem auch Geräuscheffekte in die Musik sowie die Auflösung von überlieferten Gattungen und Formen, um nur die wichtigsten Aspekte zu nennen. Komponist:innen, welche weiterhin an der Tradition festhielten, waren oft dem Vorwurf der Rückschrittlichkeit ausgesetzt und konnten sich häufig nicht etablieren. Auch Rachmaninow gehörte zu jenen Meistern, welche den avantgardistischen Neuerungen skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden. Doch im Gegensatz zu vielen anderen sich zur klassisch-romantischen Tradition bekennenden Komponisten gelang es ihm, Weltruhm zu erlangen. Dieser hält bis heute an.
Mit dem Trio aus Klavier, Violine und Violoncello wandte sich Rachmaninow einer ganz typischen Gattung der Klassik und Romantik zu. Absolut überzeugend vermittelt die vorliegende Einspielung die schwermütig-kantablen Klangsphären. Die für den Meister typischen Klangsphären kommen in der vorliegenden Einspielung besonders facettenreich zum Ausdruck: Wie aus dem Nichts beginnt das erste Trio mit einem geheimnisvollen Schwirren der beiden Streichinstrumente im Pianopianissimo. Die beachtliche dynamische Bandbreite, mit der Andrey Baranov an der Violine und Christoph Croisé am Cello zunächst in Triolen, dann in Sechzehntel-Tremoli den geheimnisvollen Klangteppich für die vom Klavier vorgetragene Melodie ausbreiten, hat bereits nach den ersten Sekunden eine fesselnde Wirkung. Der Pianist Alexander Panfilov beeindruckt mit seiner ausgesprochenen Feinsinnigkeit für die Rachmaninow’schen Moll-Kantilenen.
Im zweiten Klaviertrio – in Reaktion auf den Tod von Rachmaninows Mentor Peter Tschaikowsky entstanden – interpretieren die drei Künstler die Kopfsatz-Einleitung hervorragend: mit den zunächst stereotypen Begleitmustern im Klavier als Projektionsfläche für die beiden anderen Instrumente – bis alle drei in einer dramatischen Steigerung verschmelzen. Besonders im langsamen Mittelsatz sticht wiederum Panfilov am Klavier hervor, der mit seinem gefühlvollen und warmen Anschlag das choralartige Thema graziös zu Gehör bringt.
Neben den Trios als größere Gattungen umfasst die CD auch drei Lieder von Rachmaninow, welche Panfilov für die Besetzung des Klaviertrios arrangiert hat. Auf dem engen Raum dieser musikalischen Miniaturen beweisen die drei Instrumentalisten gleichfalls ihre farbenreiche Interpretationskunst.
Abgerundet wird die überaus hörenswerte CD durch das von dem Cellisten Christoph Croisé verfasste Booklet mit kurzen Informationen zu den eingespielten Werken.
Bernd Wladika