The Young Richard Strauss

Piano Trio No. 2 D major/ Piano Quartet op. 13 C minor

Tilo Widenmeyer (Viola), Münchner Klaviertrio

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 18496
erschienen in: das Orchester 09/2018 , Seite 81

Ersat vierzehnjährig schuf Richard Strauss sein Klaviertrio Nr. 2 D-Dur als großangelegtes und technisch anspruchsvolles Werk, was das gut aufeinander abgestimmte Münchner Klaviertrio mit Donald Sulzen (Klavier), Michael Arlt (Violine) und Gerhard Zank (Cello) auch plastisch unterstreicht.
Über die vier Sätze spannt sich bei dieser Interpretation ein von innerem Feuer erfüllter Bogen, was man schon der ausgiebigen Durchführung des ersten Satzes deutlich anmerkt. Mendelssohn-Anklänge besitzt das Scherzo mit seinem sphärenhaft musizierten Trio. Das effektvolle Finale mit seinem furiosen Klavierpart sticht besonders markant hervor. Alles lebt hier von pulsierender „Nervenkontrapunktik“, die für Richard Strauss wichtig war. Die subtilen psychologischen Finessen der späteren Werke lassen sich schon deutlich erahnen. Das gleiche gilt für die rauschhafte und sinnliche Pracht der Kompositionsweise, deren Klangbild hier aber auch noch etwas dichter sein könnte. Und das gleiche gilt für den großen klanglichen Bogen.
Ebenfalls sehr ausdrucksstark interpretiert das Münchner Klaviertrio mit Tilo Widenmeyer (Viola) dann das Klavierquartett in c-Moll op. 13, das Richard Strauss im Jahr 1884 komponierte. In Meiningen wurde das Quartett im Beisein von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen uraufgeführt. Reminiszenzen an Johannes Brahms stellen sich auch bei dieser eher dezenten Wiedergabe ein. Die Schlussgruppe der Exposition des ersten Satzes erinnert an die Tondichtungen von Richard Strauss – und das Scherzo erscheint als Vorbote der Burleske für Klavier und Orchester. Leidenschaftlich-jugendliche Stimmungsbilder stürmen hier vorüber, fesseln den Zuhörer und prägen sich tief ein. Der Unisono-Beginn erinnert deutlich an das Klavierquintett op. 34 in f-Moll von Brahms. Und im Finale macht sich dann deutlich der Einfluss Robert Schumanns bemerkbar.
Der ausgesprochen vielgestaltige Themenkomplex in c-Moll wird hier ausgezeichnet getroffen, das gilt auch für die Triolen-Motive. Ein geradezu hymnischer Schwung beherrscht den Seitensatz in Es-Dur. Ausgesprochen dicht gestaltet das Münchner Klaviertrio den Durchführungsteil, dessen Durchsichtigkeit ebenfalls nicht verloren geht. Die schwärmerische Melodie in Cis-Dur beeindruckt aufgrund spieltechnischer Nonchalance. Am Schluss taucht diese Melodie wieder hell leuchtend in G-Dur auf. Und die große Coda, die zu einer strahlkräftigen C-Dur-Melodie führt, reißt den Zuhörer unmittelbar mit. Da fließen sämtliche melodischen Ströme beglückend zusammen. Starke rhythmische Energie beherrscht das Scherzo, harmonischer Reichum das Andante. Und die thematischen Charaktere des Finale überzeugen mit transparenter Präzision.
Insgesamt könnte das Klangbild noch transparenter sein, um das Profil der einzelnen Instrumente zu schärfen.
Alexander Walther