van der Pals, Leopold
Piano Sonata / Duo-Sonata / Piano Trio / Fugues
Elisabeth Zeuthen Schneider (Violine), Tobias van der Pals (Violoncello), Kristoffer Hyldig (Klavier)
Wenn man sich vom Booklet dieser CD über die Musik von Leopold van der Pals (1884–1966) belehren lässt, wird einem aufgrund des in höchsten Tönen formulierten Lobs aus der Feder des interpretatorisch tätigen Nachfahren regelrecht schwindlig, und man fragt sich mit schlechtem Gewissen, wieso man diesen Komponisten, der vor dem Ersten Weltkrieg mit neuen Ideen harmonikaler und kadenzieller Verknüpfungen experimentierte und daraus einen Personalstil entwickelte, der Elemente der Spätromantik ebenso enthält wie impressionistische Züge, freie Tonalität und auch Inspirationen von russischer und nordischer Musik, bislang ignoriert hat.
Die vier eingespielten Kompositionen holen uns freilich rasch auf den Boden der Tatsachen zurück: Zwar mag es interessant sein, dass die Klaviersonate op. 143 durch eine motivische Einheit aller drei Sätze gekennzeichnet ist, doch verschwindet dieses Merkmal kompositorischer Meisterschaft rasch hinter dem gesichtslosen, rhythmisch verarmten Stil, den van der Pals über weite Strecken hinweg pflegt. So kreist der Kopfsatz um eine Aneinanderreihung sequenzierter Gestalten und sich wiederholender Bewegungsfiguren, das Adagio bleibt auf die Abfolge zweier Bewegungsmomente beschränkt, und nur die abschließende Fuge nimmt etwas mehr Fahrt auf, mutet aber wie auch die Drei Fugen op. 132 in ihrer Machart recht schulmeisterlich an.
Die übrigen Werke hinterlassen ähnliche Eindrücke: Wohl tragen die Interpreten das Adagio der Duosonate für Violine und Violoncello op. 55 mit viel Raffinement vor und holen mit einer ausgewogenen Mischung aus schön geformtem Klang und Schlichtheit das Maximum aus dem ereignisarmen musikalischen Geschehen heraus; über die Schwächen des Werks, etwa die hölzern wirkenden Scherzo-Teile im Pizzicato, das rhythmische Gleichmaß im Kopfsatz oder die stark domestizierten und daher weitgehend ihrer Reize beraubten folkloristischen Anklänge im Finale können sie aber nicht hinwegtäuschen. Auch im Klaviertrio op. 56 bleibt die Musik kreuzbrav, obgleich zwischenzeitlich ein paar zarte melodische Phrasen aufblühen. Ihr größtes Manko ist nämlich, dass sie keinerlei Überraschungen bereithält und insbesondere in Bezug auf die Führung der Instrumente und die Verwendung von Klangfarben von Anfang an voraussagbar bleibt. Der Gesamteindruck ist daher letzten Endes eintönig: vor allem geprägt von rhythmischer Dürftigkeit, die auch nicht anderweitig durch harmonische oder formale Überraschungen, Brüche oder ironische Volten kompensiert wird, sondern immer in geregelten Bahnen verläuft. Störend ist darüber hinaus der leicht verhallte Klang, der die Musik gleichsam in die Ferne rückt. Fast scheint es, als habe man damit eine gewisse geheimnisvolle Aura für die erklingenden Werke schaffen wollen. Viel geholfen hat es allerdings nicht.
Stefan Drees