Wolfgang Amadeus Mozart
Piano Quartets
Finghin Collins (Klavier), Rosanne Philippens (Violine), Máté Szücs (Viola), István Várdai (Violoncello)
„Fo(u)rward“ wäre doch ein geeigneter Name. Weil die vier so modern und (ein)dringlich spielen, so richtungsweisend. Oder „Fo(u)rever“. Weil die vier solch bleibende Eindrücke hinterlassen. Bislang jedenfalls haben sie keinen „richtigen“ Ensemblenamen. Egal – diese Konstellation birgt viel Gutes und Schönes, wie das häufig so ist bei (Kammer-)Musikern, die auch über Orchestererfahrung verfügen. Diese – bei aller Gemeinsamkeit – Individualität, dieser Esprit, dieses mitunter beinahe Störrische ist ungemein reizvoll.
An der Violine die Niederländerin Rosanne Philippens (gelungene Einspielungen in den vergangenen Jahren – hören Sie “Dedications!” –). an der Viola: Maté Szücs, der, obwohl er erst recht spät von der Geige zur Bratsche wechselte, bis 2018 Solobratscher der Berliner Philharmoniker war und unter anderem Dozent an der Liszt-Akademie in Budapest ist. Der Ungar István Várdai lehrt Cello neuerdings an der Musikhochschule Mannheim und ist durch diverse Auftritte mit Orchester und bei Festivals schon seit Längerem ein „Begriff“. Und zu guter Letzt: der Pianist Finghin Collins – aus Irland stammend (dort erfolgte die vorliegende Einspielung), seinerzeit Clara-Haskil-Preisträger, ein hörenswerter Chopin-Interpret. Besonders im Klavier übrigens besticht ein bei aller Prägnanz besonders weicher Sound, der sich unter anderem in der Klaviereinleitung zum zweiten Satz von KV478 zeigt.
Kaum will man heutzutage glauben, dass das g-Moll-Quartett sich seinerzeit so schlecht verkauft hat, ist doch gerade das Neue, das Dialogische zwischen Klavier und Streichern so beeindruckend. Von der damaligen Überschätzung des instrumentalpraktischen Könnens durch den Komponisten in der hiesigen Aufnahme keine Spur: Das Hauptthema, per se ein wenig barsch, wird hier so klar, so transparent dargeboten, dass es schon fast liebenswert wird.
Dank höchster Präzision der Instrumentalisten wird aus dem anspruchsvollen Gegeneinander ein mitunter symphonisches, agogisches höchst beeindruckendes Miteinander, das aber das eingangs erwähnte „Einzelgängertum“ angenehm bewahrt. Und in beiden Quartetten verlieren die auffallend langen Kopfsätze kein bisschen an Spannung und formalem Überbau. Lustig und unbekümmert, aber nicht ohne Tiefgang plätschert der dritte Satz daher. Geradezu toll sind hier die Moll-Passagen!
Viel Sensitivität beweist das Ensemble im zweiten und letzten Quartett (1786 kurz nach dem ersten entstanden), ohne sentimental zu spielen – so ein weiches, gefühlvolles Cello-Ostinato, so eine lieblich fragende Geige, so ein satt antwortender Flügel, solch bezaubernd zwitschernde, dann wieder melancholische Triller! Ein wenig “Figaro” dürfen wir also auch hier hören. So ein inniger, aus einem Auge weinender, aus einem Auge lachender Mittelsatz. Und so echt mozartisch bringen sie das Werk denn auch zuende. Mozart forever.
Carola Keßler