Wolfgang Amadeus Mozart

Piano Concertos No. 15 & 21

Zhen Chen (Klavier), Kurpfälzisches Kammerorchester, Ltg. Thomas Rösner

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Solo Musica
erschienen in: das Orchester 11/2024 , Seite 71

An hochkarätigen Einspielungen von Klavierkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart herrscht kein Mangel, die Diskografie von Mozarts Konzerten ist bestens bestückt. Der chinesische Pianist und Komponist Zhen Chen hat sich für seine aktuelle Mozarteinspielung in Zusammenarbeit mit dem von Thomas Rösner umsichtig geleiteten Kurpfälzischen Kammerorchester zwei populäre Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart ausgesucht: das B-Dur-Konzert KV 450 und das in C-Dur KV 467. Der in New York lebende Musiker machte sich als Solist und Kammermusiker einen Namen und zeigt als Komponist besonderes Interesse an der Verbindung von westlicher Musik mit traditionellen chinesischen Instrumenten.
Auf dieser CD des „Kurpfälzischen“ mit dem mit der Idiomatik der Wiener Klassik vertrauten Dirigenten Thomas Rösner präsentiert sich Chen als manuell versierter, mit perlendem Ton agierender Solist. Kammermusikalisches Miteinander und Transparenz steht auf dieser CD im Vordergrund, die in der Mannheimer Epiphaniaskirche eingespielt wurde. Wobei das in kleiner Besetzung musizierende Kurpfälzische Kammerorchester zumindest bei den hohen Streichern gelegentlich etwas geschärft agiert.
Mozart selbst meinte über sein B-Dur-Konzert, es gehöre zu den „Concerten, welche schwitzen machen“. Die manuellen Anforderungen an den Solisten sind sehr hoch, aber Zhen Chen erweist sich als technisch mehr als nur solider Pianist, der mit Leichtigkeit agiert. Wobei auch das angesprochene Miteinander von Orchester, Dirigent und Solist zumindest in rhythmischer Hinsicht zu überzeugen weiß. Gelegentlich wäre indes ein etwas persönlicherer Tonfall zu erwarten gewesen, besonders im Andante des Konzerts bei einem so populären Werk, das in kaum überschaubarer Zahl von Alternativaufnahmen vorliegt.
Wo die musikalischen Grenzen dieser Einspielung liegen, zeigt sich im Vergleich mit einer Referenzaufnahme wie der von Christian Zacharias in Personalunion von Solist und Dirigent des ungemein farbenreich agierenden Kammerorchesters von Lausanne. Zacharias verfügt über eine große gestalterische Flexibilität, einen sehr differenzierten Anschlag, stets lebendig-überraschend wirkende Phrasierungen und ansprechende Agogik. Daneben wirken Chen und sein Orchester doch recht eindimensional, im Ausdruck eher begrenzt. Der Eindruck prägt auch das Spiel von Chen und dem Kurpfäl­zischen Kammerorchester beim C-Dur-Konzert KV467, 1785 nur wenige Wochen nach dem berühmtesten Mozart-Konzert, dem in d-Moll, entstanden. Alles „passt“ zusammen, aber auch hier dominiert der Eindruck von gehobener Solidität.
Thomas Weiss