Bach, Carl Philipp Emanuel
Piano Concertos
Wq 26/Wq 44/Wq 20. Michael Rische (Klavier), Kammersymphonie Leipzig, Konzertmeisterin: Katharina Sprenger
Zu seiner Zeit war der zweitälteste Sohn des alten Bachs eine Berühmtheit. Die musikgeschichtliche Bedeutung des 1714 geborenen Carl Philipp Emanuel Bach ist in der Tat kaum zu überschätzen. Vor allem seine Musik für Tasteninstrumente, zu denen nun auch immer mehr das Hammerklavier gehörte, wies der Tonkunst neue Wege und das nicht nur in den Sonaten und freien Stücken. Auch die Klavierkonzerte stecken voller origineller Wendungen. Sie sind individuell geformt und ausdrucksvoll akzentuiert. Sie lohnen der intensiven Auseinandersetzung.
Die vorliegende Aufnahme der Klavierkonzerte a-Moll Wq 26 von 1750, G-Dur Wq 44 von 1778 und C-Dur Wq 20 setzt ein bereits begonnenes Aufnahmeprojekt fort. Schon drei CDs mit Klavierkonzerten Carl Philipp Emanuel Bachs hat der Pianist Michael Rische eingespielt. Er musiziert auf einem modernen Konzertflügel, die Kammersymphonie Leipzig spielt auf modernen Instrumenten. Beides war bei den Klavierkonzerten von Vater Johann Sebastian ja lange Zeit die Regel und wird noch immer praktiziert. Doch während früher moderne Instrumente gleichbedeutend mit einer romantischen oder spätromantischen Auffassung und Spielweise waren, gibt es heute neben den Originalklangensembles längst viele Musiker und Orchester, die auf Instrumenten von heute, aber im Bewusstsein um die Spielpraxis des 18. Jahrhunderts in hohem Maße stilgerecht und historisch informiert spielen. Da ist hier der Fall.
Rische, der nicht umsonst entscheidende Anregungen sowohl von Pierre Boulez als auch von Nikolaus Harnoncourt erhalten hat, spielt mit perlender Geläufigkeit und rhythmischer Energie. Er formt seinen Part sehr plastisch und beredt, verfügt in den langsamen Sätzen über eine subtile Kunst der empfindsamen Nuancen. Zugleich macht er auch deutlich, wie modern und frei diese Musik in vielen Teilen ist. Sein Spiel gibt den Konzerten in allen Teilen sehr viel Charakter und Ausdruck.
Die von Katharina Sprenger angeführte Kammersymphonie Leipzig aus Mitgliedern des MDR Sinfonieorchesters musiziert überaus wendig und pointiert. Der fast vibratolose Klang ist trocken, der Satz immer transparent. Auch bei den Streichern überzeugen die sprechende Artikulation und die prägnante, quasi rhetorische Gestik.
In den meisten Fällen greift Michael Rische auf die originalen Kadenzen Carl Philipp Emanuels zurück, im Andante des G-Dur-Konzerts spielt er eine eigene. Sehr instruktiv und erhellend ist Risches Text im Booklet, der wesentliche Ansätze zum Verständnis dieser Musik und ihrer Ästhetik liefert.
Auch diese gelungene neue CD mit Rische und der Kammersymphonie Leipzig ist dazu angetan, die Bedeutung der Musik des Berliner bzw. Hamburger Bachs eindrucksvoll zu bekunden und die Beschäftigung mit dieser zu mehren.
Karl Georg Berg