Ludwig van Beethoven

Piano Concertos 2 und „Emperor“

Martin Helmchen (Klavier), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg. Andrew Manze

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Alpha Classics
erschienen in: das Orchester 04/2020 , Seite 72

Das Œuvre Ludwig van Beethovens war innerhalb der Musikgeschichte geradezu bahnbrechend. Für nachfolgende Generationen wurde er zum Vorbild, oft jedoch zugleich zum unerreichbaren Maßstab. Auch in der Gattung des Instrumentalkonzerts ist sein Schaffen für den weiteren Verlauf der Mu­sik­geschich­te prägend. Besonders die fünf mit Opuszahlen versehenen Klavierkonzerte lassen die sich über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren abzeichnende Entwicklung in seinem persönlichen Schaffen eindrucksvoll nachvollziehen.
Dass die Arbeit an dem die Nr. 2 tragenden Klavierkonzert in B-Dur op. 19 noch vor dem als Nr. 1 bezeichneten Klavierkonzert in C-Dur op. 15 begonnen wurde und damit den eigentlichen Auftakt dieser fünf Monumentalwerke bildet, dürfte nur den wenigsten Hörern bekannt sein. Bedenkt man aber diesen Umstand, so bietet die vorliegende CD eine direkte Gegenüberstellung von Beginn und Höhepunkt von Beethovens Klavierkonzert-Schaffen. So zeugt das frühe Konzert op. 19 noch von den Einflüssen Wolfgang Amadeus Mozarts, den Beethoven sehr geschätzt hatte und dessen Schüler er ursprünglich hätte werden sollen, und Joseph Haydns, von dem er unterrichtet wurde. Stilistisch kommt dies durch eine größere Leichtigkeit gegenüber Beethovens späterem Schaffen zum Ausdruck, wobei man aber bereits hier seinen unverkennbaren Personalstil heraushören kann.
Der Pianist Martin Helmchen besticht als Solist mit einer virtuosen Brillanz und interpretiert sowohl leichtgängige Figurationen wie auch pathetisch eingefärbte Passagen gleichermaßen souverän und authentisch. Im Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur op. 73, welches den krönenden Höhepunkt von Beethovens Schaffen in diesem Genre bildet, kommt die Idee des sinfonischen Konzerts zur vollen Entfaltung. Gefordert ist deshalb das Fingerspitzengefühl des Solisten, um zeitweilig die Rolle eines Orchesterinstruments einzunehmen und anderen solistisch auftretenden Instrumenten den Vortritt zu lassen, was Helmchen vorzüglich meistert.
Das Deutsche SymphonieOrchester Berlin unter der Leitung von Andrew Manze findet bei der engen Verknüpfung von Klavier und Orchester stets die notwendige Balance. Zugleich gelingt es Orchester wie Solist, die enorme Steigerung in Beethovens Schaffen anschaulich widerzuspiegeln: Dem noch eher filigranen Klang im op. 19 steht der feierlich-heroische Gestus des op. 73 gegenüber, den Helmchen im Zusammenwirken mit dem Orchester im Kopf- und Finalsatz besonders authentisch vermittelt. Auch wenn die ein oder andere Wendung etwas zu hektisch wirkt, bildet die Herausarbeitung der Kontraste zwischen tiefgehender Innigkeit und pathetischen Ausbrüchen, die bei Beethoven oft nah beieinander liegen, eine Stärke des Pianisten.
Zu erwähnen ist schließlich das ausführliche Booklet, welches nicht nur Solist, Dirigent und Klangkörper in Einzelporträts vorstellt, sondern durch einen ausführlichen Text von Jan Swafford die eingespielten Werke dem Hörer näher bringt. <
Bernd Wladika