Saint-Saëns, Camille
Piano Concertos 2 & 5
Louis Schwizgebel (Klavier), BBC Symphony Orchestra, Ltg. Fabien Gabel/Martyn Brabbins
Die Orgelsinfonie op. 78, die Oper Samson und Dalila oder Karneval der Tiere nicht wenige Werke von Camille Saint-Saëns sind weithin bekannt oder sogar populär. Derweil erscheinen seine fünf Klavierkonzerte ziemlich selten auf den Programmen, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Die Nr. 3 wird fast nie aufgeführt. Die größte Akzeptanz haben die Nr. 2 von 1868 und die Nr. 5 von 1896 erfahren.
Diese beiden Stücke spielte jetzt das BBC Symphony Orchestra unter zwei verschiedenen Dirigenten neu ein mit dem jungen chinesisch-schweizerischen Pianisten Louis Schwizgebel, und zwar in jenen Londoner Maida-Valle-Studios, in denen legendäre Maestri wie Thomas Beecham in den 1950er Jahren Aufnahmen machten, die neuerdings auf CDs wieder zugänglich gemacht werden.
Zwar gelten die Klavierkonzerte von Saint-Saëns als eher konservativ, doch weist bereits das zweite unter anderem mit der Satzfolge Andante Allegro Presto ungewöhnliche Aspekte auf. Schon von der einleitenden Solokadenz an überzeugt der 28-jährige gebürtige Genfer Louis Schwizgebel im Kopfsatz mit sehr guter Balance zwischen ruhiger Besonnenheit und kraftvollem Zugriff, spielerisch dargebotener Virtuosität und Gespür für rasch sich aufbauende Dramatik. Das folgende Sechsachtel-Scherzo verlangt Sinn für eine positive Heiterkeit, ja fast ausgelassene Fröhlichkeit, den der Pianist beweist. Da entspinnt sich ein schlagfertiger Dialog zwischen dem Solisten und dem hier von Fabien Gabel geleiteten Orchester. Es beginnt mit Bach und hört mit Offenbach auf, soll Saint-Saëns jüngerer Zeitgenosse Sigismond Stojowski gespottet haben. Und tatsächlich trumpft das Finale mit der Schmissigkeit eines Cancans auf. Kurz und gut: Das ist sehr unterhaltsame Musik.
Das Klavierkonzert Nr. 5 das Ägyptische, weil teilweise während eines Urlaubs im Niltal entstanden bietet nach atmosphärischem Beginn im Allegro animato maßvoll gesteigerte Wechsel zwischen dem souverän dominierenden Solisten und dem Orchester, das nun Martyn Brabbins dirigiert. Das Thema des umfangreichen Andante ist nach Aussage des Komponisten aus einem nubischen Hochzeitslied entwickelt. Es entfaltet seinen orientalischen Reiz aber erst nach der für einen langsamen Satz heftigen Einleitung. Dieser Kontrast verfehlt nicht seine aparte Wirkung, bevor der Satz mit an den Flamenco erinnernden Elementen endet. Das sich anschließende Molto allegro fasziniert mit ganz und gar französischem Flair. Also: Die Werke von Camille Saint-Saëns sollten öfter live in den Konzertsälen zu hören sein als reizvoller Kontrast zu anderen Klavierkonzerten der Romantik
Günter Buhles