Eduard Franck

Piano Concertos 1 & 2

Georg Michael Grau (Klavier), Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg. Fawzi Haimor

Rubrik: CDs
Verlag/Label: cpo
erschienen in: das Orchester 12/2021 , Seite 76

Auch wenn das Label Audite dem Komponisten Eduard Franck (1817-1893) und seinem komponierenden Sohn Richard (1858-1938) eine auf dreizehn CDs ausgelegte Werkschau gewidmet hat, dürfte der Bekanntheitsgrad beider noch immer eher begrenzt sein. Nun sind die beiden bislang völlig unbekannten Klavierkonzerte von Eduard Franck in einer mehr als soliden Einspielung mit dem jungen Pianisten Georg Michael Grau und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen bei dem Entdeckerlabel cpo erschienen.
Die Aufnahme ist ein weiterer Mosaikstein, der das Bild des Komponisten ergänzt. Friedhelm Krummacher nennt Eduard Franck einen „Vermittler zwischen den Generationen der Hauptmeister“, was auf Francks Rolle zwischen Mendelssohn und Schumann einerseits, anderseits auf Brahms und Bruckner verweisen soll.
Der aus Breslau stammende Eduard Franck wurde von Felix Mendelssohn Bartholdy ausgebildet und stand im engen Kontakt mit dem Schumann-Kreis, was sich auch in seiner Musik niedergeschlagen hat. Sein erstes Klavierkonzert d-Moll op. 13 widmete er Clara Schumann. Als Lehrer war er in Köln, Bern und Berlin mit einigem Einfluss tätig. Neben Klaviermusik hat er Kammermusik und sinfonische Werke geschaffen.
Die Klavierkonzerte in d-Moll und C-Dur, die lange verschollen schienen und in den Archiven der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom entdeckt wurden, sind sicher keine Meisterwerke, die einen neuen Blick auf die Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts ermöglichen oder auch nur die Neubewertung des Schaffens von Franck initiieren würden. Sie zeigen einerseits, dass Franck als Pianist über ein beachtliches Potenzial verfügt haben muss – sein d-Moll-Konzert brachte er unter anderem 1849 in Leipzig selbst am Flügel zur Aufführung –, andererseits sind sie bei allen manuellen Anforderungen keine Vehikel zur Demonstration zirzensischer Klavierkünste.
In beiden Konzerten stehen überraschende musikalische Ideen, die sich aber nicht immer zu einer satzfüllenden Einheit formen lassen wollen, manchem konventionellen Leerlauf gegenüber. Lyrische Einfälle wie die delikate Zwiesprache von Flügel und Holzbläsern im langsamen Satz des d-Moll-Konzerts lassen indes aufhorchen.
Der junge Pianist Georg Michael Grau zeigt sich auf dieser gut klingenden CD als nicht nur technisch veritabler Sachwalter des Komponisten Franck. Er füllt, wo es möglich ist, das Passagenwerk mit glitzerndem Leben, bemüht sich mit einigem Erfolg, die poetische Seite von Eduard Franck auszukosten.
Am ansprechenden Gesamteindruck dieser Ersteinspielungen hat aber auch die Württembergische Philharmonie Reutlingen – die sich schon bei der Audite-Einspielungsserie von Musik Francks bewährte – großen Anteil. Sie wird von ihrem aktuellen Chefdirigenten Fawzi Haimor zu Klangfülle ebenso wie ansprechender lyrischer Intensität nicht nur der Holzbläsersolisten an-gehalten.