Max Reger

Piano Concerto in F minor op. 114/6 Intermezzi op. 45

Joseph Moog (Klavier), Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Ltg. Nicholas Milton

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Onyx
erschienen in: das Orchester 7-8/2022 , Seite 67

Max Regers Klavierkonzert in f-Moll op. 114 stellt an den Solisten gewaltige Anforderungen. Allerdings reagierte die Kritik hinsichtlich dieses 1910 geschriebenen Werks oftmals ungehalten. Ein Rezensent nannte es „eine Fehlgeburt der in Inzucht verkommenen Reger-Muse“ und ein anderer entdeckte „Berge von Unrat“.
In jedem Fall kann man feststellen, dass diese Komposition völlig unterschätzt ist. Das Werk wird wohl zu Unrecht nicht für brillant gehalten. Die Themen ufern hier immer wieder in dem überaus kunstvoll gesponnenen und vielstimmigen Netz aus. Eine gewisse Maßlosigkeit der Kompositionsweise wird allerdings auch hier zur Schwäche des Werks. Sie ist aber charakteristisch für Regers Persönlichkeit – er war ein Musiker, der sich buchstäblich zu Tode gearbeitet hat.
Der ständig wechselnden Harmonik werden der Pianist Joseph Moog sowie die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der inspirierenden Leitung von Nicholas Milton in überzeugender Weise gerecht. Die Gefahr orchestraler Massigkeit wird durch eine kluge dynamische Entwicklung und klangliche Durchsichtigkeit bei dieser Aufnahme immer wieder entschärft. Dies zeigt sich insbesondere im ergreifend interpretierten Largo-Satz, wo durch verschiedene Themen der Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“ facettenreich hindurchschimmert. Mysteriöse Klangmischungen beeindrucken dabei immer wieder.
Joseph Moog ist als Pianist in der Lage, sich zurückzunehmen und nicht vordergründig aufzutrumpfen. Große Steigerungen führen hier jedoch zu gewaltigen Akkordballungen, die aber nicht an der Oberfläche bleiben. Der Reife und Tiefe dieser Musik wird konsequent nachgespürt.
Im Orchester werden alle Register gezogen – man meint, dass der Organist Reger dabei in beeindruckender Weise hervortritt. Anklänge an Brahms und klassische Formen sind nicht zu überhören. Und doch wäre es manchmal besser, wenn Nicholas Milton die schroffen Übergänge als Dirigent mehr glätten würde. Joseph Moog meißelt das leidenschaftliche Haupt­thema im ersten Satz nach dem Paukenwirbel auf F energisch heraus, doch auch der lyrische Gedanke behauptet sich hier sehr ausdrucksvoll. Dynamische Steigerungen werden nicht aufdringlich herausgestellt. Die gewaltige Coda rundet den Satz bei dieser Aufnahme in überzeugender Weise ab.
Das Finale Allegretto con spirito ist durchaus humorvoll interpretiert, auch der tänzerische Vierachtel-Rhythmus sticht in reizvoller Weise hervor. Und der oktavierte Satz wird von Joseph Moog in bravouröser Weise gesteigert.
Sehr überzeugend gelingen dem Pianisten auch die selten zu hörenden sechs Intermezzi op. 45 von Reger, bei denen die mitreißende originale Triebkraft im Vordergrund steht. Die kontrapunktischen Strukturen verdichten sich und stellen an den Pianisten ebenfalls hohe Anforderungen. Dynamische Bandbreite und monumentale Polyfonie kennzeichnen auch diese Stücke.
Alexander Walther