Franz Danzi

Piano Concerto in E-flat

major Op. 4 P 229/Overture P 288/ Cello Concerto in E minor P 243 – Nareh Arghamanyan (Klavier), Aurelien Pascal (Violoncello), Münchener Kammerorchester, Ltg. Howard Griffiths

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Sony Classical
erschienen in: das Orchester 07-08/2018 , Seite 65

Mit seinem Klavierkonzert muss sich Franz Danzi nicht verstecken, weder hinter Mozart noch hinter dem jungen Beethoven; und hinter seinen übrigen Zeitgenossen schon gleich gar nicht. In den drei Sätzen dieses Es-Dur-Werks stimmt einfach alles: Der melodische Einfallsreichtum, die geschmackvollen Verzierungen, die durchsichtige und zugleich farbenreiche Instrumentierung und nicht zuletzt die Balance. Ausgewogen gibt sich Danzis einziges Werk für diese Besetzung in den Proportionen der zusammen gut 30 Minuten dauernden drei Sätze und im Dialog zwischen Soloinstrument und Orchester. Das Klavier steht naturgemäß zwar eindeutig im Zentrum des Geschehens, allein ein reines Virtuosenstück ist dieses Konzert nicht.
Vielmehr ist Franz Danzis Opus 4 ein ganz geradliniger Vertreter des klassischen Klavierkonzerts um 1800 – und genau so wird es von der jungen armenischen Pianistin Nareh Arghamanyan und dem Münchener Kammerorchester unter Howard Griffiths auf dieser CD auch gespielt. Blitzsauber ausgearbeitet in dieser mutmaßlichen Erstaufnahme ist das Wechselspiel von Solistin und Orchester, prägnant, aber nie überzeichnet sind die Akzente, federnd und vital die Tempi in den Ecksätzen. Das Andante ist der kompakt gestaltete Ruhepunkt zwischen zwei profunden instrumentalen Spaß vermittelnden schnellen Abschnitten, die jeden Moment klar machen, dass hier wahre Könner vor den Mikrofonen sitzen.
Genauso akkurat und transparent, aber eine ganz kleine Spur romantischer im eingebrachten Ton zeigt sich das zweite Konzert auf dieser blitzsauber produzierten CD. Aurelien Pascal, gerade einmal Anfang Zwanzig und schon mehrfach preisgekrönt, spielt Franz Danzis drittes und letztes Violoncellokonzert von 1809 mit makelloser Technik, einem runden und vollen Klang und viel unaufgeregter Präsenz. Pascal phrasiert gesangsorientiert, setzt Akzente, die vortrefflich in den Melodiefluss integriert sind und erweist sich als ein perfekt mit den exakt durchhörbaren Strukturen des Münchener Kammerorchesters harmonierender Solist.
Um die musikalischen Tugenden des Münchener Kammerorchesters und seines Dirigenten Howard Griffiths aufzuzeigen, hätte es des kleinen Pausenfüllers auf dieser CD nicht bedurft. Aber auch „solo“ ist das Orchester ein erstklassiger Anwalt von Franz Danzis Musik, die in vielen Teilen noch der lohnenden, breiten Wiederentdeckung harrt. Gerade der erste Satz der zwischen Mini-Sinfonie und Serenaden-Pasticcio schwankenden Ouvertüre P 228 zeigt, wie man jenseits eines historischen Instrumentariums mit einem absolut aufgeräumten Klang kontrastreiche Strukturen darstellen kann.
Daniel Knödler