Werke von Debussy, Mozart, Elgar und anderen

PhilSW in Concert. New Year. Neujahrskonzert

Sophie-Magdalena Reuter (Sopran), Philharmonie Südwestfalen, Ltg. Olivier Tardy

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Philharmonie Südwestfalen
erschienen in: das Orchester 04/2022 , Seite 72

Eine bunte Mischung präsentiert hier die Philharmonie Südwestfalen unter der einfühlsamen Leitung von Olivier Tardy. Die Petit Suite von Claude Debussy ist eigentlich vor allem in der Klavierfassung bekannt geworden. Doch auch als Orchestertranskription hat sie einen bemerkenswerten Reiz. Barcarolenhafter Zauber, glanzvolle Rhythmik und elastischer Schwung wechseln sich hier ab. Die Harmonik ist trotz ihrer Einfachheit kühn, was Tardy als Dirigent keineswegs leugnet. Ein blitzend-schimmernder Reigen mit Holzbläsern und Flöten tut sich vor allem im Satz „Cortege“ auf, dessen klangliche Durchsichtigkeit besticht. Ein mitreißender tänzerischer Elan macht sich dann im „Ballett“ bemerkbar. Das lyrische Motiv des Tempo di valse gipfelt in einer hinreißenden Coda mit dem Quartenthema.
Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zu Figaros Hochzeit könnte hier sogar noch etwas schwungvoller sein, dies gilt auch für den Ausdruck sprudelnder Lebendigkeit. Doch das Unisono der Streicher kommt glücklicherweise nicht zu kurz, frech kichert dazu das Fagott. In ständigem Auf und Ab ist das Orchester in rasanter Bewegung – und es tauchen immer wieder neue Themen auf. Dies alles arbeitet Olivier Tardy überzeugend heraus. Die versierte Sopranistin Sophie-Magdalena Reuter kann der Arie der Susanna „Deh vieni non tardar“ aus Mozarts Oper mit schlankem Timbre bewegenden Zauber verleihen.
Sehr schön arbeitet Tardy mit der Philharmonie Südwestfalen die berührende Melodik von Edward Elgars Salut d’amour op. 12 (1888) heraus. Hier beeindrucken vor allem die feinen dynamischen Abstufungen. Der „Tanz der Komödianten“ aus Bedřich Smetanas Oper Die verkaufte Braut zeigt ebenfalls viele rhythmische Facetten und Klangfarben. Die Einbeziehung tschechischer Volksmusik blitzt dabei immer wieder reizvoll hervor und Sophie-Magdalena Reuter betont die Vorzüge böhmischer Volkslieder bei der Arie der Marie „Gern ja will ich dir vertrauen“, wobei der erfrischende gesangliche Elan nicht zu kurz kommt.
Noch besser gelingt der Philharmonie Südwestfalen allerdings die Ouvertüre zur Oper Ruslan und Ljudmila von Michail Glinka. Man spürt dabei, wie Ritter, Zauberer, Prinzessinnen und Hexen ihre Spiele treiben. Nach lebhaftem Aufschwung in den Streichern überzeugt das feurig-bewegt gestaltete Hauptthema um so mehr. Auch das zweite Thema besticht als ausdrucksvoller Gesang in den Celli und Bratschen. Sophie-Magdalena Reuter gewinnt auch Rusalkas „Lied an den Mond“ aus der gleichnamigen Oper von Antonín Dvořák ergreifende Schlichtheit ab.
Zuletzt legt die Philharmonie Südwestfalen beim Walzer An der schönen blauen Donau sowie der spritzig-fetzig musizierten Polka Unter Donner und Blitz von Johann Strauß (Sohn) noch einmal richtig los. Und auch der Radetzky-Marsch von Johann Strauß (Vater) sowie Tschaikowskys Danse russe: Trepak besitzen Grandezza und Staccato-Feuer.
Alexander Walther