Werke von Fritz Kreisler, Wolfgang Amadeus Mozart, Arthur Johnston und anderen

Pennies from Heaven – Zugaben

Mandelring Quartett

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Audite
erschienen in: das Orchester 05/2021 , Seite 88

Die pandemiebedingten Ausfälle von Konzerten und Tourneen im Jahr 2020 machten Alternativen und Neuplanungen erforderlich, konnten aber auch zur Verwirklichung aufgeschobener Projekte führen. Laut eigener Aussage war es ein lang gehegter Wunsch des Mandelring Quartetts, Aufnahmen von kurzen Lieblingsstücken zu machen, möglicherweise als Gegengewicht zu den gewichtigen Gesamteinspielungen und Konzertreihen, die die Arbeit dieses renommierten Quartetts ausmachen.

Die auf dieser CD versammelten Stücke dürften überwiegend als Zugaben in Konzerten erklungen sein, vermutlich jedoch nicht alle. Naturgemäß steht bei einer solchen Auswahl das Unterhaltende im Vordergrund. Das Mandelring Quartett beschränkt sich jedoch nicht darauf, sondern bringt auch Einzelsätze aus Quartetten des Repertoires ein (u.a. von Mozart, Haydn, Arriaga und Borodin), auch Langsames (z.B. das Lento aus Dvořáks „Amerikanischem Streichquartett“). So bleibt die Nummernfolge in den Schreibweisen und Kompositionstechniken abwechslungsreich und ermöglicht dem Quartett, sich in verschiedensten Facetten zu zeigen.

Pennies from Heaven enthält 18 Stücke. Das titelgebende Lied aus der gleichnamigen Filmkomödie aus dem Jahr 1936 ist ein als Ballade oder Midtime-Swing gespielter Jazz-Standard geworden. Das Arrangement von Bill Thorpe zeigt beide Möglichkeiten, im zweiten Teil entfalten sich virtuose Soli über einem durchlaufenden Beat. Weitere Ausflüge in den Jazz bilden Leroy Andersons Syncopated Clock sowie der St. Louis Blues. Der Tango ist dreimal vertreten, am prominentesten mit Cafetín de Buenos Aires von Mariano Mores, mit den genretypischen abrupten Wechseln zwischen härtestem Staccato und expressiver Kantilene. Enthalten die Tango-Arrangements keine moderneren perkussiven Techniken, werden diese in Stevie Wonders Sir Duke nachgereicht. Dieses Soul-Stück funktioniert auf den Streichinstrumenten erstaunlich gut.

Die Werke der klassischen Epoche spielt das Mandelring Quartett mit frischem Zugriff und hörbarem Vergnügen, die der romantischen Zeit mit edlem Ton. Sein gerühmtes Markenzeichen, die Homogenität des Klangs und der Phrasierung, kann das Quartett am besten in Tschaikowskys Andante cantabile aus dessen 1. Streichquartett präsentieren, verbunden mit differenziertestem Vibratoeinsatz und reichen Farbwechseln.

Eine Entdeckung ist das Scherzo aus Félicien Davids Quartett A-Dur. Die treffende Eröffnung dieses Albums bildet der Wiener Tonfall Fritz Kreislers. Und das groteske Element wird vertreten von Schostakowitsch mit der Polka aus dem Ballett Das goldene Zeitalter. Nicht nur hier besticht die Klangfülle des Pizzikatos.

Dieses Album ist unterhaltsam auf höchstem Niveau. Der Text im Booklet führt geschickt durch diese gut einstündige Musikreise durch Raum und Zeit.

Christian Kuntze-Krakau