Armin Knab
Pastorale
für Oboe und Orgel, Partitur und Stimme
Der Oboist freut sich längst, dass in diesem Verlag eine Reihe hübscher Petitessen für Oboe und Orgel zur Verfügung stehen. Nun liegt wieder eine Originalkomposition für diese Besetzung vor – eine Seite Wohlklang für die Oboisten. Der Organist hat immerhin drei Seiten Noten vor sich. Ein paar kurze Minuten des Träumens, des Klangs – die Website des Verlags bietet dazu ein sehr gut gespieltes Klangbeispiel mit etwas dominant aufgenommener Oboe. Die 53 Takte des ruhig vor sich hin fließenden Werks weisen am Ende eine kleine, allerdings von der Orgel begleitete, kadenzähnliche Passage für den Oboisten auf. Ein paar Dreiklangsbrechungen, sehr gut gelegen, am Ende zweimal das d”’ als Halbe – herrlich!
Wer mag, kann das kleine Werk durch eine Menge Ritardandi und Crescendi etwas überzuckern und im Programm herausstellen. Oder es einfach als hübsches Füllstück nehmen und es elegant, nicht aufgeblasen, unter das Programm mischen. Auch kann es aufgrund der Kürze und der technischen Anspruchslosigkeit mit geringem Aufwand dem Gottesdienst ein bisschen Farbe geben.
Ruhig fließende Achtel und Viertel in bequemer Lage machen die Oboenstimme aus. Eine schlichte Phrase, die ins Ohr geht, kehrt leicht verändert wieder. Die Orgel ist eine brave Begleiterin, die durchaus melodische Aufgaben wahrnimmt und dezente Klangfarben. Nach vier Takten Introduktion der Orgel beginnt die Oboe mit einer viertaktigen Kantilene, die durch eine Synkope ausgeleitet wird – auf höherer Tonstufe wird sie jedoch sofort weitergeführt und variiert. Dann erscheint die Kantilene wieder in ihrer viertaktigen Anfangsgestalt. Anschließend übernimmt die Oboe in etwa die Viertel der Orgel aus den ersten Takten. Die bekannten melodischen Phrasen werden nun dezent variiert. Die Orgel darf Achtel spielen, teils ertönen klangvolle Akkorde.
Die Dynamik ist durchaus dezent gehalten. Das Werk beginnt und endet im Pianissimo, zwei Takte Mezzoforte machen den lautesten Teil aus. Da es in der Oboe sehr bequem liegt, kann fast jeder Oboist diese Vorgaben einhalten. Die Tonart G-Dur ist ebenfalls für die Oboe recht angenehm. Das Zusammenspiel mit dem Organisten sollte selbst für den Oboenschüler, der ein wenig Erfahrung aufweist, problemlos laufen. Auch kann der spielfreudige Orgelschüler hier vielleicht zum ersten Male einen jungen Oboisten begleiten. Trotzdem ist diese scheinbar so simple Musik nicht ohne Reiz.
Armin Knab hat hier also weder melodisch noch harmonisch experimentiert. Der Oboist Georg Meerwein weiß, so der Herausgeber, dass diese Pastorale zu einem mutmaßlich verschollenen Oratorium gehört. Die Pastorale wurde im November 1945 komponiert, soviel scheint gesichert. Der Zuhörer wird in sanfte, gar nicht nach dem Kompositionsjahr klingende Klangwelten gelullt.
Heike Eickhoff