Norbert Laufer
Pas de trois
für Violine, Violoncello und Klavier, Partitur und Stimmen
Er beginnt langsam, dieser Pas de trois für Violine, Violoncello und Klavier. Die beiden Streichinstrumente loten in Achtelwerten eine verminderte Quinte aus: Halbtonschritt nach oben, Quarte nach unten, Halbtonschritt nach unten. Diese Figur wird wiederholt und behutsam um einen Halbtonschritt erweitert, später um noch einen und mit einer vorläufigen Schlusswendung versehen. Danach erscheint noch zwei Mal das Anfangsmotiv, zunächst in den schon bekannten Achtelwerten, dann in gedehntem Rhythmus.
Es ist eine kleine Studie über ökonomisches Komponieren, mit der Norbert Laufer sein dreisätziges Klaviertrio eröffnet. Er konzentriert sich auf wenige Elemente, die er mit einer fast schon pädagogischen Deutlichkeit präsentiert. Und diese behutsame Materialentwicklung bestimmt auch den weiteren Verlauf des Satzes. Die Anfangsfigur wird zu einer Pizzicatolinie im Violoncello fortgesponnen, die von der Violine in der Art eines freien Kanons beantwortet wird, aber auch im Bassregister des Klaviers erscheint. Die rechte Hand tupft da-zu Ganztonklänge, die sich ebenfalls im Klavierbass ausbreiten. Immer mehr Energien zieht Laufer aus diesen Ideen, um die Musik in ein heftig bewegtes Allegro energico, dann in ein schwerlastiges Pesante münden zu lassen.
Uraufgeführt wurde das Stück bereits 1996, jetzt sind Partitur und Stimmen im Verlag Dohr in Köln erschienen. Im Zentrum, so informiert das Vorwort, steht ein langsamer Mittelsatz, bei dem jede Stimme ihr eigenes Material hat. Die Geige spielt immer in hohen Regionen in einer nicht zyklischen Leiter; das Cello breitet Klangflächen über sich immer weiter ausdehnenden Arpeggien aus, wobei auch Vierteltöne benutzt werde; das Klavier schließlich gibt einige klangliche Akzente.
Die Violinstimme des zweiten Satzes greift Kompositionsverfahren des ersten Satzes auf: minimales Weiterwachsen einer Ausgangsidee. Der dritte Satz schließlich ist als eine Art Spiegel des ersten zu verstehen. Er verwendet über weite Strecken das gleiche Material, beginnt aber mit der Pesante-Schlussfigur, um dann zur Grave-Idee zurückzukehren. Den endgültigen Schluss markieren allerdings noch einmal die Pesante-Triolen.
Strukturelle und rhythmische Klarheit prägen das Stück; die Harmonik ist stark dissonant aufgrund einer spielerisch gehandhabten Chromatik. Das Stück braucht schon recht versierte Musiker, um adäquat aufgeführt zu werden. Raumgreifendes Laufwerk wird verlangt, dazu Triller, Flageoletts, Viertel- und Dreivierteltöne. Norbert Laufer, der in Düsseldorf als Lehrer für Violine und Musiktheorie arbeitet, schreibt seine Kompositionen meistens in unmittelbarer Zusammenarbeit mit Interpreten. “Pas de trois” entstand auf Anregung des Cellisten Dan Zemlicka, der auch die Uraufführung mit aus der Taufe hob.
Mathias Nofze